Was Baumringe über Schlammlawinen verraten
Baumringe aus der Vergangenheit geben ihr Hinweise auf mögliche Schlammlawinen in der Zukunft: Michelle Schneuwlys Arbeit kommt der Raumplanung in Berggebieten zugute. «uniaktuell» stellt in loser Serie Forschende der Uni Bern vor – bis zur «Nacht der Forschung» am 23. September.
«uniaktuell»: Frau Schneuwly-Bollschweiler, worüber forschen Sie im Augenblick?
Mit Hilfe der Jahrringe von Bäumen rekonstruiere ich, zu welchen Zeitpunkten in der Vergangenheit Schlamm- und Gerölllawinen, so genannte Murgänge, im Walliser Mattertal aufgetreten sind. Die Analyse der Baumringe ist gekoppelt mit derjenigen der Niederschläge. In einem nächsten Schritt will ich herausfinden, wie viel Regen es braucht um einen Murgang auszulösen. Basierend auf Klimaprognosen kann man Hinweise darauf finden, wie häufig in Zukunft dieser Schwellenwert überschritten wird und somit mit Murgängen gerechnet werden muss.
Sie sorgt für ein gutes Gefahrenmanagement in Berggebieten: Geologin Michelle Schneuwly. (Bild: wem)
Wieso haben Sie dieses Forschungsfeld gewählt?
Ein spannender Vortrag über Jahrringe während des Studiums hat mein Interesse auf die Geomorphologie gelenkt. Zudem sind diese Forschungsobjekte nicht abstrakt, sondern ich kann mit den Baumproben etwas Konkretes in den Händen halten.
Was gab den Ausschlag, Wissenschaftlerin werden zu wollen?
Sicherlich die faszinierende Thematik der Jahrringe, aber auch das konkrete Angebot, eine Dissertation zu schreiben und dann am jetzigen Projekt weiter arbeiten zu können. Es ist eine Mischung aus beiden Faktoren.
Was schätzen Sie besonders an Ihrer Arbeit an der Uni?
Ich blicke in viele verschiedene Teilbereiche hinein: Das Sammeln der Proben im Gelände, die Untersuchungen im Labor, die Auswertung der Daten, das Verfassen von Publikationen, die Betreuung der Studierenden.
Wo stehen Sie in zehn Jahren?
Ich will einen Schritt vorwärts gekommen und gut vernetzt sein, um meine künftigen Projekte durchführen zu können.
Welchen Nutzen hat die Gesellschaft von Ihrer Forschung?
Meine gesammelten Daten über vergangene Naturkatastrophen dienen ganz unmittelbar dem Gefahrenmanagement in Berggebieten und können bei der Raumplanung und bei der Katastrophenvorsorge zum Tragen kommen. So wissen die Verantwortlichen, worauf sie achten müssen, wenn Niederschläge in Einzugsgebieten von Wildbächen fallen, an dem sich bereits wiederholt Murgänge ereignet haben.
Zur Person
Michelle Schneuwly-Bollschweiler ist Assistentin am Institut für Geologie.
Nacht der Forschung
Bei archäologischen Ausgrabungen mit anpacken oder beim Poker Klimagott spielen – Ausprobieren heisst es am 23. September 2011 an der schweizweit einzigen «Nacht der Forschung» an der Universität Bern. Über 100 Forschende aus allen Fachrichtungen suchen an rund 50 Ständen mit spannenden Präsentationen den Dialog mit der Gesellschaft. Die Nacht der Forschung findet rund ums Hauptgebäude der Universität statt. Ein breites kulinarisches Angebot mit Essständen und Bars sowie kulturelle Intermezzi runden das Programm ab.