Sie sucht die Erfolgsformel für Talente
Schluss mit schlechter Talentauswahl: Sportwissenschaftlerin Marlen Marconi sucht nach Merkmalen, um die Selektion im Skisport zuverlässiger zu gestalten. Zur «Nacht der Forschung» am 23. September porträtiert «uniaktuell» Forschende der Uni Bern in loser Folge.
«uniaktuell»: Frau Marconi, worüber forschen Sie im Augenblick?
Für die Talentforschung im Skirennsport begleite ich gemeinsam mit dem Schweizerischen Skiverband seit drei Jahren Nachwuchsrennfahrerinnen und -rennfahrer mit dem Ziel, die Identifikation von Talenten zu verbessern. Wir wollen Merkmale finden, um sie als wissenschaftlich abgestützte Kriterien für Vorhersagen zu nutzen, ob jemand Erfolg haben könnte oder nicht. Am Institut für Sportwissenschaft (ISPW) verstehen wir Talent jedoch nicht als einzelne Eigenschaft, sondern als etwas, was die Person als Ganzes umfasst. So werden in der Untersuchung neben Persönlichkeitsmerkmalen auch das schulische und familiäre Umfeld genauso wie der sportliche Aspekt berücksichtigt.
Sie verbessert die Talenterkennung im Skisport: Sportwissenschaftlerin Marlen Marconi. (Bild: wem)
Wieso haben Sie dieses Forschungsfeld gewählt?
Ich wollte eigentlich immer Medizin studieren, hatte aber wenig Lust auf eine Selektion durch den Numerus Clausus. Da mich Sport als gesellschaftliches Phänomen fasziniert, entschied ich mich schliesslich für die Sportwissenschaft. Die Wahl für Bern fiel aufgrund der sozialwissenschaftlichen Ausrichtung des hiesigen Studiengangs – im Gegensatz zur ETH. Ich bin wahrscheinlich eine der wenigen Personen am ISPW, die von Anfang wusste, dass sie nicht Sportlehrerin werden möchte.
Was gab den Ausschlag, Wissenschaftlerin werden zu wollen?
Ich sehe mich nicht unbedingt als Wissenschaftlerin und strebe auch keine wissenschaftliche Karriere an. Nach dem Studium hatte ich aber das Gefühl, dass dies nicht schon alles sein konnte, und wollte mich daher noch einmal intensiv mit der Sportwissenschaft auseinandersetzen.
Was schätzen Sie besonders an Ihrer Arbeit an der Uni?
Der Freiraum sagt mir zu. Dieser erfordert aber viel Selbstdisziplin, womit andere Leute so ihre Probleme haben. Daneben gefällt mir die Möglichkeit, ein Projekt selbstständig durchführen zu können.
Wo stehen Sie in zehn Jahren?
Ich will die erarbeiteten Fähigkeiten und Erfahrungen umgesetzt haben, zum Beispiel als Beraterin für Sportverbände. In dieser Rolle könnte ich mein Wissen der Praxis zugänglich machen.
Welchen Nutzen hat die Gesellschaft von Ihrer Forschung?
Dieser kommt weniger der Gesamtgesellschaft als vielmehr der untersuchten Sportart selber zugute – Talentforschung muss stets sportartspezifisch sein. Letztlich soll mit solchen Studien die Talentförderung so weit verbessert werden, dass mehr Athletinnen und Athleten sportliche Erfolge auf internationaler Ebene erreichen und somit auch mehr Kinder ihre Träume verwirklichen können.
Zur Person
Marlen Marconi ist Assistentin am Institut für Sportwissenschaft.
Nacht der Forschung
Bei archäologischen Ausgrabungen mit anpacken oder beim Poker Klimagott spielen – Ausprobieren heisst es am 23. September 2011 an der schweizweit einzigen «Nacht der Forschung» an der Universität Bern. Über 100 Forschende aus allen Fachrichtungen suchen an rund 50 Ständen mit spannenden Präsentationen den Dialog mit der Gesellschaft. Die Nacht der Forschung findet rund ums Hauptgebäude der Universität statt. Ein breites kulinarisches Angebot mit Essständen und Bars sowie kulturelle Intermezzi runden das Programm ab.