Eine Frau kämpft gegen den tierischen Schmerz

Stoisch ertragen Schafe Schmerzen. Tierärztin Helene Rohrbach setzt sich für eine wirksame Therapie ein. «uniaktuell» stellt in loser Serie Forschende der Uni Bern vor – bis zur «Nacht der Forschung» am 23. September.

Interview: Bettina Jakob 02. August 2011

«uniaktuell»: Frau Rohrbach, worüber forschen Sie im Augenblick?
Helene Rohrbach: Über Schmerzen bei Tieren. Ich versuche, die Schmerzempfindung von Schafen zu verstehen. Das ist nicht ganz einfach, da Schafe sehr stoisch sind und Schmerzen oft ohne Verhaltensänderung ertragen. Wir wollen nun ein Modell entwickeln, das Schmerz sichtbar macht, auch wenn das Tier keine Regung zeigt. Aus diesem Grund untersuchen wir, wie der Körper auf standardisierte Reize reagiert. Diese Forschung ist wichtig, um die Schmerztherapie bei Tieren zu verbessern – zumal das Schaf oftmals als geeignetes Tiermodell für die humane Forschung für orthopädische Studien operiert wird.


Für den Tierschutz – gegen die Schmerzen: Tierärztin Helene Rohrbach. (Bild: bj)

Wieso haben Sie dieses Forschungsfeld gewählt?
Das war Zufall: Nach dem Studium wollte ich eigentlich Landtierärztin werden, doch dann traf ich meine heutige Chefin. Sie erwähnte im Gespräch, dass sie eine Doktorandin für ein Schmerzforschungsprojekt suche. Ich habe zugesagt, und so folgte danach noch eine vierjährige Ausbildung in Tier-Anästhesie und -Schmerztherapie.

Was schätzen Sie besonders an Ihrer Arbeit an der Uni?
Die Vielseitigkeit! Einerseits arbeite ich in der Klinik als Anästhesistin und Ausbildnerin von Studierenden, Lehrlingen und Assistierenden. Daneben halte ich einige Vorlesungen. Das ist eine sehr kommunikative Aufgabe. Im Gegensatz dazu habe ich in meiner Forschungsarbeit wiederum Zeit fürs Detail – ein angenehmes Wechselspiel.

Gibt es auch Unangenehmes im Alltag?
Kaum. Schwierig gestaltet sich einzig die Unvorhersehbarkeit über das Anstellungsverhältnis aufgrund der Jahresverträge.

Wo stehen Sie in zehn Jahren?
Ich könnte mir gut vorstellen, dass in zehn Jahren alles noch so ist, wie es jetzt ist. Die Schmerzforschung interessiert mich ausserordentlich, und wir sind ja gerade dabei, unsere Schmerzklinik aufzubauen.

Welchen Nutzen hat die Gesellschaft von Ihrer Forschung?
Der Mensch macht sich das Tier oft zunutze: Aus einem gesunden Tier macht er ein krankes Tier, um Forschung für humane Zwecke zu betreiben. Aus tierschützerischen Gedanken heraus ist es mir ein Anliegen, mit meiner Forschung die Schmerztherapie zu optimieren, so dass der Stress für die betroffenen Tiere minimiert werden kann.

Zur Person

Helene Rohrbach ist Anästhesistin und Forscherin am Departement für klinische Veterinärmedizin der Vetsuisse-Fakultät.

Nacht der Forschung

Bei archäologischen Ausgrabungen mit anpacken oder beim Poker Klimagott spielen – Ausprobieren heisst es am 23. September 2011 an der schweizweit einzigen «Nacht der Forschung» an der Universität Bern. Über 100 Forschende aus allen Fachrichtungen suchen an rund 50 Ständen mit spannenden Präsentationen den Dialog mit der Gesellschaft. Die Nacht der Forschung findet rund ums Hauptgebäude der Universität statt. Ein breites kulinarisches Angebot mit Essständen und Bars sowie kulturelle Intermezzi runden das Programm ab.