Mit ihrem GPS lotst sie Chirurgen durch die Organe

Zielsicher durch die Operation – dank des Computer-Navigationssystems von Medizintechnikerin Delphine Ribes behalten Chirurginnen und Chirurgen die Übersicht. «uniaktuell» stellt in loser Serie Forschende der Uni Bern vor – bis zur «Nacht der Forschung» am 23. September.

Interview: Maximiliano Wepfer 02. September 2011

«uniaktuell»: Frau Ribes, worüber forschen Sie im Augenblick?
Delphine Ribes: Ich entwickle im Bereich der computerunterstützten Chirurgie ein Navigationssystem, das bei Leberoperationen zum Einsatz kommen soll. Es ist eine Art GPS für Chirurginnen und Chirurgen.


Sie hilft Chirurgen, sich im OP besser zu orientieren: Medizintechnikerin Delphine Ribes. (Bild: wem)

Wieso haben Sie dieses Forschungsfeld gewählt?
Meine Eltern waren beide Ärzte, daher liegt das Interesse für Medizin in der Familie. Da ich mich schon früh eher für den technischen Bereich interessierte – sprich die Medizintechnologie –, entschied ich mich bei der Studienwahl für Biomedical Engineering. Hier erhalte ich nach wie vor Einblicke in medizinische Belange – und kann mich in beiden Welten bewegen.

Was gab den Ausschlag, Wissenschaftlerin werden zu wollen?
Ich habe in Frankreich eine Ingenieurschule besucht und anschliessend einen einjährigen Aufenthalt in den USA absolviert. Dort lernte ich die Untersuchungsmethode dieses Bildgebenden Verfahrens kennen, das Bilddaten von Organen und Strukturen des menschlichen Körpers liefert und direkt mit der computerunterstützten Chirurgie gekoppelt werden kann.

Was schätzen Sie besonders an Ihrer Arbeit an der Uni?
Ich kann Probleme lösen, über welche sich früher Forschende den Kopf zerbrochen haben: Indem ich ein Gerät «zum Leben erwecke», das vorher vielleicht nur in der Theorie existierte, fühle ich mich als «Vermittlerin». Diese Vernetzung mag ich in der Forschung am liebsten.

Wo stehen Sie in zehn Jahren?
Meine Arbeit soll mir immer noch gefallen. Ich will auch dann fähig sein, am Morgen mit Freude aufstehen zu können und zu sagen: ‹Los geht’s!›

Welchen Nutzen hat die Gesellschaft von Ihrer Forschung?
Mit neuen technologischen Anwendungen helfe ich mit, dass Operationen sicherer, schneller und billiger durchgeführt werden können. Im Endeffekt leiste ich einen Beitrag dazu, «Leben zu retten».

Zur Person

Delphine Ribes ist Forschungsassistentin am ARTORG Center for Biomedical Engineering Research.

Nacht der Forschung

Bei archäologischen Ausgrabungen mit anpacken oder beim Poker Klimagott spielen – Ausprobieren heisst es am 23. September 2011 an der schweizweit einzigen «Nacht der Forschung» an der Universität Bern. Über 100 Forschende aus allen Fachrichtungen suchen an rund 50 Ständen mit spannenden Präsentationen den Dialog mit der Gesellschaft. Die Nacht der Forschung findet rund ums Hauptgebäude der Universität statt. Ein breites kulinarisches Angebot mit Essständen und Bars sowie kulturelle Intermezzi runden das Programm ab.