Wo Elvis zu Punkgitarren das Tanzbein schwang
Wem‘s nicht gefiel, war selber schuld. Das Unifest bot mit seinem Rückblick auf 50 Jahre Musikgeschichte für jeden Geschmack das Passende – musikalisch und visuell.
Wo normalerweise Autos parken, wurde zu Indie-Rock abgetanzt, was im Studentenalltag die Terrasse ist, wurde zum 90er Jahre Dancefloor umgewandelt und wo sonst Seminare stattfinden, wurde das 80er Revival gefeiert. Und auch in der Mensa wurde nicht, wie üblich, gegessen, sondern kräftig gerockt. Das Unifest 2010 zeigte die bekannten Räume der Unitobler auch dieses Jahr wieder in einem ungewohnten «Setting».
Harziger Beginn
Das Programm hatte es in sich. Nebst internationalen Highlights spielten regionale und nationale Künstler aus den verschiedensten Musikecken. Trotz dieser ansprechenden Ausgangssituation wollte das Fest zuerst nicht so richtig in Gang kommen. Die letzten Jahre meist ausverkauft, besorgten sich dieses Jahr weniger als 1’000 Studierende ihre Eintrittskarte bereits im Vorverkauf. Dementsprechend herrschte bei Festbeginn fast überall gähnende Leere. In der Einstellhalle beispielsweise fanden sich um 21 Uhr, als «Dans La Tente» mit ihrem Konzert die 00er Jahre einläuten sollten, nur ein Dutzend Leute ein, so dass die Musiker aus Luzern ihren Auftritt so lange hinauszögerten, bis wenigstens die ersten paar Reihen gefüllt waren.
«Als wir merkten, wie gering die Nachfrage war, hatten wir schon einen ziemlichen Durchhänger», gab denn auch Kathy Roth, Mitorganisatorin des Fests, zu. Doch es blieb nicht lange Zeit, Trübsal zu blasen. Denn nach 23 Uhr strömten plötzlich haufenweise Studis an die Unitobler, so dass sich die Räume nach und nach füllten. Von einem Moment auf den anderen war das Fest wieder das, was es sein sollte: eine Menge ausgelassener Menschen auf dem Unigelände. «Ja, die Abendkasse lief dann überraschend gut», bestätigte Tobias Bisig, Gesamtkoordinator des Fests. «Es hat sich wohl herumgesprochen, dass das Fest toll ist.»
Disco-Kugeln und farbenfrohe Modesünden
Nebst den grossen, den Dekaden der Musikgeschichte gewidmeten Räumlichkeiten boten auch die vielen Bars gute Unterhaltung. In der Krawall-Bar kürte das zahlreich erschienene Publikum den Meister des Poetry Slam, der Volleyballclub der Uni Bern ermöglichte den Besuchenden, sich als Radio-DJ in Szene zu setzen und einige lockten gar mit passenden Drinks, beispielsweise der «David Bowle» in der 80er-Bar.
Marguerite Meyer begeisterte das Publikum beim Poetry Slam.
Einige der Besucherinnen und Besucher liessen es sich denn auch nicht nehmen, ihren Kleidungsstil dem Motto «Decadanse» anzupassen. So traf man sowohl ausgeprägte Hippies als auch Hip-Hopper, einen Funk-Fan mit Disco-Kugel um den Hals und farbenfrohe Modesünder aus den 80ern. Das diesjährige Motto hatte eingeschlagen. «Mir gefällt die Abwechslung. Innert zehn Sekunden kann ich von Janis Joplin zu David Hasselhoff wechseln», meinte eine Besucherin, ein Jus-Student entgegnete: «Für mich ist es das Gegenteil: Ich habe meinen Favoriten, die 90er, und ich weiss, dass mir die Musik hier garantiert den ganzen Abend lang gefällt.»
Positives Feedback
Wem vom vielen Tanzen der Magen knurrte, konnte sich an den Essständen vor dem SUB-Haus verpflegen, musste aber ein paar Regentropfen in Kauf nehmen. Denn das Wetter blieb an dem ansonsten tadellos organisierten Fest einer der wenigen Wermutstropfen. «Wir hatten praktisch nur positive Rückmeldungen – sowohl von Besuchenden als auch von Mitarbeitenden», gibt sich Festorganisator Tobias Bisig zufrieden. «Jetzt hoffen wir nur noch, dass auch die Rechnung einigermassen aufgeht.» Denn wie es von der finanziellen Seite her aussieht, wird erst in den nächsten Tagen auskommen.
Keine Tanznacht ohne Energie: Die Nudelpfanne kam sehr gut an.