Wissenschaft goes Pop
Der erste Science Slam der Uni Bern: Müll im Weltraum, Red Bull auf Zähnen und wie Sport die Persönlichkeit verändert. Ein Abend zwischen Comedy und Wissenschaft.
Im bis auf den allerletzten Platz gefüllten ONO Theater fand kürzlich der erste Science Slam der Uni Bern statt. In diesem Kellertheater präsentierten junge Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler ihr Forschungsgebiet und führten anschaulich die Perlen ihrer Arbeit vor. Wortgewandt und im hautengen Anzug führte Moderator «Mr. Spacefreak» durch den Abend und liess keinen Zweifel daran, dass dies eine Unterhaltungsshow, einem Varieté nicht unähnlich, werden soll.
Sorgten für einen amüsanten Abend: Die jungen Forschenden am «Science Slam». (Bilder: Philipp Zinniker)
Full House
Mehr Leute hätten beim besten Willen nicht ins ONO gepasst. Es fand sogar eine Videoübertragung in den Nebenraum statt, in dem sich Leute zusammendrängten, um dem Spektakel beiwohnen zu können. Die ganze Welt schien da zu sein: Aus allen Ecken der Schweiz kamen Studierende und Doktorierende mit ihren Freunden und Verwandten, und sogar der zukünftige Uni-Rektor Martin Täuber befand sich im Gedränge. Applaudierend und johlend, mit Buh-Rufen durchsetzt, liess das Publikum seinen Emotionen freien Lauf. Das letzte Mal, als wissenschaftliche Arbeiten in Bern einen solchen Hype ausgelöst haben, dürfte 1969 gewesen sein – bei der Mondlandung. Und genau da setzte der Vortrag von Caroline Früh, Doktorandin am Astronomischen Institut der Uni Bern, mit dem Titel «Weltraumschrott» an. Seit die Menschen Geschosse ins All katapultieren, ist dort Müll zurückgeblieben. Wie viel Schrott das ist, und warum man den eigenen Müll von Zimmerwald aus zählen und verfolgen muss, demonstrierte sie eindrücklich anhand von Videoaufnahmen und Satellitenbildern.
Proppenvoll: Das Kellerlokal ONO war bis auf den letzten Platz ausverkauft.
Wissenschaft in Reim und Prosa
Der Science Slam ist ein Kurzvortragsturnier, bei dem es darum geht, die Gunst des Publikums in nur zehn Minuten zu erwerben. Worüber die jungen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler reden wollen, ist ihnen freigestellt. Einzige Bedingung: Sie müssen das Thema selbstständig erarbeitet haben, zum Beispiel im Rahmen einer Bachelor- oder Masterarbeit. Entsprechend kamen die neun Teilnehmenden des Berner Science Slam aus den unterschiedlichsten Fachgebieten. Neben naturwissenschaftlichen Fragen wie etwa «Wie stark klebt Wasser an DNA?» und «Was macht Red Bull mit Zahnplomben?», wurden die geisteswissenschaftlichen Themen «Künstliche Menschen in der Science Fiction Literatur des 20. Jahrhunderts» und «Heidi, ein Schweizer Markenzeichen?» präsentiert.
Wissenschaft in geschliffen-frechen Worten: Der Sportforscher und Sieger des Slams Mirko Schmidt
Am meisten Herzen mitzureissen vermochte jedoch das Thema von Mirko Schmidt «Sport und Persönlichkeitsentwicklung», die Frage also, ob Sport unsere Persönlichkeit verändert oder nicht. Zeitweise reimend, halb in Prosa wie es ein Werbetexter nicht besser hätte machen können, gelang es dem Doktorand in Sportwissenschaft die Lacher auf seine Seite zu ziehen. «Die Mischung macht’s aus!», meinte eine Besucherin auf die Frage, was den Abend insgesamt denn so gut gemacht hätte. «Nur naturwissenschaftliche oder nur geisteswissenschaftliche Themen wären langweilig geworden.» In der Tat, der bunte Mix aus Vorträgen aus verschiedensten Gebieten bietet allen etwas.
Der Beitrag ist erschienen im «unikum», dem Studimagazin der Uni Bern.