Ein kosmisches Rendezvous – Rosetta trifft Lutetia
Der Asteroid «Lutetia» ist die letzte Station, bevor die ESA-Raumsonde «Rosetta» in fünf Jahren bei ihrem Ziel, dem Kometen Churyumov-Gerasimenko, ankommt. Die Mission, auf der ein Massenspektrometer der Uni Bern mitfliegt, liefert faszinierende Bilder aus dem All.
«Rosetta» geht auf Tuchfühlung mit «Lutetia»: In rund 150 Millionen Kilometern Entfernung von der Erdlaufbahn ist die Raumsonde «Rosetta» der Europäischen Raumfahrtbehörde ESA am Asteroiden «Lutetia» vorbeigeflogen, wie die ESA meldet. Aus rund 3000 Kilometern Entfernung – in kosmischen Verhältnissen eine Haaresbreite – hat «Osiris», das Bildgebungssystem an Bord, am Wochenende vom 10./11. Juli 2010 gestochen scharfe Bilder des Gesteinsbrockens geliefert.
Gestochen scharf – die Oberfläche von «Lutetia». (Bild: ESA)
Halbzeit der Mission
«Lutetia» ist aber nur eine Durchgangsadresse von «Rosetta». Die Raumsonde, mit der auch ein Massenspektrometer von Weltraumforschenden der Universität Bern mitfliegt, ist seit mehr als fünf Jahren auf dem Weg zum Kometen Churyumov-Gerasimenko. Die zehnjährige, Millionen teure internationale Mission verspricht Grosses: Die Erforschung des Kometen soll Aufschluss über die Entstehung des Sonnensystems liefern. Kometen sind archäologische Fundgruben, da sie aufgrund ihrer weiten Entfernung zur Sonne seit dem Urknall vorhandenes Material am besten konserviert – tiefgefroren – haben.
Rätsel um «Lutetia» entschlüsseln
Aber auch Asteroid «Lutetia» kann möglicherweise Hinweise auf die Geburt unseres Sonnensystems liefern. Da der Asteroid mit 100 Kilometern Durchmesser klein ist, gehen die Experten davon aus, dass er nur selten mit anderen Himmelskörpern zusammengestossen und weitgehend unverändert ist. «Lutetia» war den Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern bislang ein Rätsel: In gewissen Aufnahmen durch Erd-Teleskope sah sie wie ein so genannter C-Typ-Asteroid aus, ein Überbleibsel aus der Zeit der Formation des Sonnensystems. In anderen wiederum ähnelte «Lutetia» wegen ihrer rötlichen Farbe eher einem metallhaltigen meteoriten-ähnlichen Brocken, einem M-Typen. Die Daten aus dem Vorbeiflug sollen Aufschluss bringen.
«Rosetta» hat sich längst wieder in die Unendlichkeit verabschiedet und fliegt nun durchs All einsam zu ihrem Ziel. Am 10. November 2014 wird die ESA-Raumsonde den Kometen Churyumov-Gerasimenko in rund sieben Milliarden Kilometern Entfernung von der Erde erreichen.