Viel Ruhm und Ehre im Casinosaal

Die Würde des Ehrensenators, acht Ehrendoktortitel und drei weitere Preise: Die Universität Bern vergibt am «Dies academicus» im Kulturcasino viele Auszeichnungen.

Von Bettina Jakob 04. Dezember 2010

Er ist ein Experte in Optik, Präzisionsmechanik und Unternehmertum – und jetzt ist er auch Ehrensenator der Uni Bern: Walter Inäbnit wurde am 176. Dies academicus mit diesem Titel für seine Förderung der universitären Forschung geehrt. Inäbnit ist Präsident der Haag-Streit-Gruppe. Diese hat der Universität kürzlich ein Laserlabor am Physikalischen Institut geschenkt – für die Weiterentwicklung von optischen Diagnose- und Therapiemethoden für die Medizin. Nicht nur für die Universität setzt sich der Wohlener Walter Inäbnit ein – während der letzten 25 Jahre hat er sich immer wieder für den Wirtschaftsplatz Bern stark gemacht und etwa den «Medizinal-Cluster Bern» gegründet (siehe Porträt unter den Links).

Acht Ehrendoktortitel hat die Uni Bern dieses Jahr verliehen – und ein Ehrensenator wurde ernannt. (Bilder: Manu Friederich)

Islamwissenschaft – Diplomatie – Politik

Die Theologische Fakultät verleiht der Zürcher Islamwissenschaftlerin Rifa’at Lenzin den Ehrendoktortitel, da sie sich für einen respektvollen Dialog zwischen Menschen unterschiedlicher Religionen einsetzt. Heidi Tagliavini wird von der Rechtswissenschaftlichen Fakultät mit der Ehrendoktorwürde geehrt: Als Diplomatin habe sie «mit Geschick» zur Sicherung des Friedens im Kaukasus nach dem russisch-georgischen Krieg um Südossetien beigetragen. Die Würde eines «Doctor rerum socialium honoris causa» erhält die Sozial- und Politikwissenschaftlerin Evelyne Huber von der Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Fakultät. Die Arbeiten der gebürtigen Zürcherin, die seit Jahren an der University of North Carolina at Chapel Hill lehrt, sind wegweisend im Bereich der vergleichenden Demokratie- und Wohlfahrtsstaatenforschung.

Forensik – Zahnmedizin

Die Medizinische Fakultät verleiht dieses Jahr zwei Ehrendoktortitel: Der eine geht an den Wundballistiker Beat P. Kneubühl aus Thun. Der Forensiker arbeitet eng mit Kriegschirurgen des Internationalen Roten Kreuzes zusammen – und ist gemäss Laudatio «Vordenker für neue humanitäre UN-Konventionen». Der Zahnmediziner David L. Cochran wird für seine Forschungen und Entwicklungen auf dem Gebiet der Zahnimplantate und der Parodontologie geehrt. Die Fakultät würdigt damit seine langjährige wissenschaftliche Zusammenarbeit mit den Zahnmedizinischen Kliniken der Uni Bern.

Frühgeschichte – Fussball

Der Vergangenheit Oltens widmet sich Martin Fey aus Leidenschaft. Der ehemalige Chefarzt interessiert sich seit seiner Jugend für Ur- und Frühgeschichte und nahm später gar noch ein Studium in dieser Richtung auf. Für die Erforschung der Oltner Besiedlungsgeschichte erhält Fey von der Philosophisch-historischen Fakultät den Ehrendoktortitel. Die Fakultät verleiht weiter dem Ehepaar Doris und Peter Walser-Wilhelm die Ehrendoktorwürde: Die beiden Gymnasiallehrkräfte aus Dietikon sammeln Lebenszeugnisse des Berner Schriftstellers, Dichters, Zeitkritikers und Politikers Karl Viktor von Bonstetten – mittlerweile umfasst das Bonstetten-Archiv rund 10'000 Dokumente.

Er war der Vorbereiter der entscheidenden Tore der Schweizer U-17-Nationalmannschaft an der Weltmeisterschaft 2009: Hansruedi Hasler aus Evilard, Förderer des helvetischen Nachwuchsfussballs, erhält von der Philosophisch-humanwissenschaftlichen Fakultät die Würde eines «Doctor philosophiae honoris causa» für sein Bemühen, stets die ganzheitliche Persönlichkeitsentwicklung der Nachwuchstalente im Auge zu behalten.

Die Ehre ist rot: Die Auszeichnungen liegen im Casino-Saal bereit.

Der Theodor-Kocher-Preis geht an einen Biologen

Der Preis für den besten Nachwuchswissenschaftler, der Theodor-Kocher-Preis der Universität Bern, geht dieses Jahr an Mark van Kleunen. Der gebürtige Holländer hat gemäss Laudatio in Bern eine international angesehene Forschungsgruppe aufgebaut – und zwar auf dem wichtigen Gebiet der Global Change- und Biodiversitätsforschung: Der Pflanzenökologe betont, dass nur breit angelegte Mehrarten-Experimente die Mechanismen für den Erfolg von invasiven Pflanzen erklären könnten. Solche Studien könnten schliesslich auch die Grundlage sein, auf welcher invasive Eindringlinge vor einer kommerziellen Einführung in neue Gebiete auf ihre Risiken geprüft werden sollten. Mark van Kleunen habilitierte sich in Bern, wo er seit 2007 arbeitet, nachdem er lange Zeit in Zürich und im Ausland – Kanada, Südafrika und Deutschland – geforscht hat.

Haller-Medaille und Credit Suisse Award for Best Teaching

Die Uni Bern verleiht auf Antrag der Phil.-hist. Fakultät die Haller-Medaille an Simone de Angelis, der als Vermittler zwischen zwei Wissenschaftskulturen gelobt wird. Der Germanist erforscht die Beziehung zwischen Literaturwissenschaft, Anthropologie und Geschichte der Naturwissenschaften. Den Credit Suisse Award for Best Teaching erhält Fritz Osterwalder. Der Erziehungswissenschaftler versteht es gemäss Laudatio in seinen Lehrveranstaltungen über die Geschichte von Bildung und Erziehung zu begeistern.