Sie hat immer das letzte Wort

Autorin und Doktorandin Nicolette Kretz tritt im Literaturprogramm am Jubiläumsfest der Uni Bern auf. Die Kostprobe in «uniaktuell» beweist ihre Textkunst – von «Poughkeepsie» bis Allmendingen.

Interview: Bettina Jakob 02. Juni 2009

«uniaktuell»: Guten Tag, Frau Kretz, Sie sind eine begnadete Texterin –  schreiben Sie etwas.
Nicolette Kretz: Etwas.

Aha, danke. Ich hätte ein bisschen mehr erwartet.
Ich tu, was man mir sagt. Als Kulturschaffende müssen Sie das, wenn Sie damit Geld verdienen wollen. Aber Sie müssen dabei ein sehr kreatives Gesicht machen.

Sie sind Autorin, Festivaldramaturgin und Doktorandin. Was am liebsten?
Sobald ich das rausgefunden habe, hör ich mit den anderen beiden auf.


Nie auf den Mund gefallen – schon gar nicht am Fest der Uni Bern: Textkünstlerin Nicolette Kretz. (Bild: zvg)

Geben Sie uns eine Kostprobe: Was gibt es zum 175-Jahr-Jubiläum der Uni Bern zu sagen. Drei Sätze, keine Ausrufe- und Fragezeichen.
Der Überzeugte: «Voilà.»
Der Erstaunte: «Eh dr tuusig.»
Der Kritische: «Hoppla.»

Hätte man Sie gefragt, die Begrüssungsrede zum Uni-Jubiläum aufzusetzen, wie würde der erste Satz lauten?
«Das Buffet ist eröffnet.» Der Rest der Rede ginge dann im Tumult unter, und ich könnte so die Rede zur Eröffnung des neuen Bushaltestellenunterstandes in Allmendingen nochmals verwenden.

Sie haben schon endlos getextet. Was sind die absoluten Lieblingswörter? Zwei gibt es sicher, oder?
Scharmützel und Ukuleleszene. Die beiden sind aber äusserst schwierig in ein und demselben Text unterzubringen.

Und warum in aller Welt exakt diese?
Das ist primär ein klanglicher Fetisch. Interessant ist aber, dass beide etwas sehr Unberechenbares beschreiben. Auf Berndeutsch gefallen mir übrigens ausnahmslos alle Wörter. Ausser Röselichöhl, aber das liegt, glaub ich, auch gar nicht am Wort.

Und in Englisch? Sie hatten ja ein Stipendium für einen Aufenthalt in New York.
Genau, ich habe ein halbes Jahr mit einem Literaturstipendium des Kantons Bern die New Yorker Kulturschaffenden neidisch gemacht. Ich verliebte mich dort vor allem in Ortsnamen wie Poughkeepsie oder Grand Junction. Das klingt nach weiter Welt. Da kann Wichtrach einfach nicht mithalten.

Bevor Sie mich effektiv zutexten: Was macht nebenbei Ihre Dissertation am Institut für Theaterwissenschaft?
Die arbeitet jeweils vormittags bis 14h Uhr. Kann ich ihr was ausrichten, oder soll sie Sie morgen früh anrufen?

Sie schaffen den Spagat zwischen Theorie und Praxis also?
Nein, ich bin körperlich derzeit leider nicht so fit. Aber wann soll ich denn da noch ins Yoga gehen?

Wir sehen Sie am «Fest»: Wollen Sie das letzte Wort haben?
Gerne.

Zur Person

Nicolette Kretz arbeitet als Theaterwissenschafterin, Text-Performerin und Dramatikerin. Sie tritt erfolgreich auf Bühnen von St. Gallen bis New York, von Genf bis Kopenhagen auf und bewegt sich dabei am liebsten auf dem feinen Grat zwischen Ironie und Pathos. An der Uni Bern war sie schon Studentin, Assistentin, Dozentin und ist derzeit Doktorandin.