Vorlesung via Internet ist beliebt
Krank oder nur Bahnhof verstanden: Die Medizinstudis im dritten Jahr können ihre Vorlesungen als Podcast im Internet herunterladen. Dies ist nach wie vor möglich – dank dem positiven Ergebnis eines Pilotversuchs des Instituts für Medizinische Lehre.
«Super, falls man mal nicht kommen kann – genial, falls man eine Folie nicht versteht.» Das ist einer der vielen begeisterten Kommentare von Studentinnen und Studenten zum Podcast-Pilotversuch, der an der Medizinischen Fakultät der Uni Bern durchgeführt wurde. Soeben hat das Institut für Medizinische Lehre den Schlussbericht des einjährigen Experiments veröffentlicht und Arzt und Koordinator Reform Fachstudium, Peter Frey, welcher das Projekt initiiert hatte, stellt erfreut fest: «Das Ergebnis ist positiv, wir können das Podcasting weiterführen.» Die neue Technologie, mit welcher Vorlesungen als Folienabfolge inklusive Ton des Referenten aufgezeichnet und nur Stunden später ins Internet gestellt werden, scheint sich zu bewähren – die Zahlen sprechen für sich: Durchschnittlich 110 Downloads wurden in einem Semester pro Vorlesung registriert. Den Medizinern im dritten Studienjahr stehen 54 Vorlesungen zur Verfügung, die von 27 Dozierenden – zwei Drittel aller Referentinnen und Referenten – gehalten wurden.

Ein Medizinstudent beim Wiederholen einer Vorlesung über den iPod – praktisch, wenn man etwas im Hörsaal nicht verstanden hat. (Bild:zvg)
Hörerzahlen sind unverändert
Ersetzen nun Internet und iPod den Hörsaal? Was viele befürchteten, ist nicht eingetroffen. «Die Hörerzahlen blieben unverändert hoch», sagt Peter Frey. Das ist für ihn einleuchtend, denn: «Die Studierenden wollen ihr soziales Umfeld pflegen und wichtige Vorträge zur Schwerpunktbildung, wie sie im dritten Studienjahr auf dem Programm stehen, nicht verpassen.» So zeigt die Statistik auch klar, dass die Medizinstudis die Podcast-Beiträge vor allem zur Repetition nutzten. Am meisten sahen sich die Studierenden bestimmte Abschnitte aus den Beiträgen an, um Sachverhalte zu rekapitulieren, die sie live nicht verstanden hatten – etwa «weil es zu schnell ging, um alle Notizen zu machen». Nur gerade 3 von rund 140 Studis nutzten den Podcast konsequent als Vorlesungsersatz. Insgesamt nutzten 93 Prozent der Studierenden das Podcast-Angebot in irgendeiner Weise.
Vorteile für alle
Doch nicht nur die Studis sehen Vorteile im Podcasting, sondern auch die Referentinnen und Referenten: Bei Terminkollisionen könne die Vorlesung voraufgezeichent und virtuell aufgeschaltet werden und zudem könne das Betrachten des eigenen Vortrages oder desjenigen eines Kollegen als Self-Assessment und als Überprüfung der Qualität dienen. Die Dozierenden schätzen, dass praktisch kein Mehraufwand mit den Podcastaufnahmen verbunden ist; unterstützt werden sie vom Institut für Medizinische Lehre. Lediglich 2 von 27 Dozentinnen und Dozenten sind von der Podcast-Technologie nicht überzeugt.