Katastrophen, Kino und die Uni Bern
Hochwasser, Erdrutsche, Lawinen. Eine Umwelthistorikerin der Uni Bern und ein Oberförster kommentieren extreme Naturereignisse. Den Gesprächsstoff liefert der Film «Naturgewalt – Naturkatastrophen in der Schweiz». Der Kino- und Diskussionsabend findet am 24. November in der Cinématte statt.
Eigentlich lieben sie die Bernerinnen und Berner. Doch im Sommer 2005 kam sie ihnen einmal mehr viel zu nah. Die Aare stieg und stieg, überflutete das Mattequartier, setzte Keller und Etagen unter Wasser. So auch das ansässige Kino, die Cinématte. Dort wird nun, drei Jahre später, auf das Hochwasser zurückgeschaut. Der Filmabend «Naturgewalt» zeigt Archiv-Berichte über zerstörerische Naturereignisse, welche in der Vergangenheit die Schweiz erschütterten. Diese filmische Rundschau gehört zur Reihe «Erlebte Schweiz», die am 24. November erstmals in Bern zu sehen ist. Zum Kinoabend gehört auch eine Diskussionsrunde über die Bewältigung von Naturkatastrophen – mit Ueli Ryter, Oberförster und stellvertretender Abteilungsleiter Naturgefahren beim Kanton Bern und Stephanie Summermatter, Umwelthistorikerin am Oeschger Zentrum für Klimaforschung an der Uni Bern.

Zerstörung einer Zementfabrik in Walenstadt durch den Erdrutsch 1917. (Bild: Schweiz. Bundesarchiv)
Die fatalen Faktoren
Umwelthistorikerin Summermatter kennt die Gewalt der Natur aus eigener Erfahrung. Als Schülerin hat sie das Hochwasser in Brig 1993 miterlebt. Und als Wissenschaftlerin analysiert sie die Bewältigung von Naturkatastrophen im 19. und 20. Jahrhundert. Sie hat gleichzeitig einiges über die Faktoren herausgefunden, deren gemeinsame Wirkung schliesslich zu Naturkatastrophen führen können. Im Lauf der Zeit hat der Mensch Flüsse und Bäche immer stärker begradigt und verbaut. Auf dem gewonnenen Land wurde erst Ackerbau betrieben, und mit dem enormen Siedlungsbau seit den 1950er Jahren entstanden auf den flussnahen Flächen immer mehr Häuser, Industriebauten, Strassen, Gleise. «Ausserdem nahmen in jüngster Vergangenheit die Niederschläge wieder zu», sagt Stephanie Summermatter Alle drei Faktoren – Korrektionen, Siedlungsbau und Niederschlagsmengen – führen zu einem verhängnisvollen Zusammenspiel: Es regnet viel, die kanalisierten Flüsse können das Wasser nicht verteilen und führen die Wasserwalze immer schneller zu Tal. Irgendwann treten die Gewässer über die Ufer und überfluten Haus, Fabrik und Strasse – und die Matte.

Sommer 2005: Die Matte in Bern steht unter Wasser (Bild:zvg)
Zum Kino- und Diskussionsabend laden die Stadt Bern, das Oeschger Zentrum für Klimaforschung der Uni Bern und Pro Natura in die Cinématte ein. Die Veranstaltung dauert von 20 bis 21.45 Uhr.