Jurist statt Fluglotse

Viel Aufregung am Tag des Studienbeginns: Die neuen Studierenden der Uni Bern informierten sich über ihr gewähltes Fach. Doch was eigentlich wollten die angehenden Medizinerinnen und Juristen früher werden? «uniaktuell» fragte nach.

Von Bettina Jakob 12. September 2008

Echt? «Ja, tatsächlich – bis vor kurzem wollte ich Lokomotivführer werden», sagt François Rast und grinst in die Kamera. Dennoch steht der 21-Jährige mit vielen anderen angehenden Studentinnen und Studenten nun vor dem Uni-Hauptgebäude und nimmt ein Geographiestudium in Angriff. Es ist Erstsemestrigen-Tag auf der Grossen Schanze, an der UniS und Unitobler. «Was aber nicht heissen soll, dass ich nicht irgendwann im Leben doch noch in die Lok sitze», fügt Rast an. Erst aber steht nun die Hochschulausbildung an. Ein Projekt, das heuer an der Uni Bern fast 3000 neu Immatrikulierte in Angriff nehmen.


François Rast studiert Geographie – und holt seinen Kinderwunsch «Lokomotivführer» vielleicht später nach. (Bilder:bj)

Medizin, Medizin, Medizin

Auch bei Friederike Rink stimmen Kindheitstraum und Studienwahl nicht  ganz überein: «Ich wollte Lehrerin werden.» Nun geht es aber eher ums Lernen, denn die 19-jährige gebürtige Deutsche hat sich für ein Medizinstudium angemeldet, mit Chirurgie als Fernziel. Dazwischen wird’s nun streng. «Ich weiss», sagt Rink mit einem Kopfnicken. Mitziehen wird ihre Schwester Johanna Rink, unverkennbar gleich alt: Welche medizinische Spezialisierung sie anstrebt, «keine Ahnung». Nur eines ist jetzt grad klar: «Heute dominiert die Aufregung das Geschehen.»


Zwei Schwestern, zwei Medizinstudentinnen: Friederike und Johanna Rink.

Ab in die Geriatrie

Medizin gewählt hat auch Lenard Geiser. «Der letztjährige Zivildienst im Altersheim hat den Ausschlag für diese Entscheidung gegeben», so der 21-Jährige. Er will sich später auch in Richtung Geriatrie spezialisieren, «die Seniorinnen und Senioren sind nämlich cool». Grund für die Wahl von Damian Kessi ist seine christliche Überzeugung: Er absolviert den relativ neuen Studiengang «Religious Studies» an der Theologischen Fakultät. Welche Berufsaussichten er hat, ist nicht klar, denn die ersten Absolvierenden dieses Studiengangs werden erst abschliessen. Der Ungewissheit vorab steht der Wunsch des 19-Jährigen, sich mit Ethik und Dogmatik der Weltreligionen auseinanderzusetzen.

Damian Kessi studiert «Religious Studies», Lenard Geiser Medizin.

Jus, aber nicht ins Gericht

Ein konkretes Berufsbild fehlt auch Michael Brunner: Er studiert Geschichte und Religionswissenschaften. Geschichte hat ihn schon immer interessiert, «und ganz früher reizte mich der Journalismus», so der 19-jährige Erstsemestrige. «Vielleicht lässt sich ja irgendwann alles zusammen verbinden», wagt Brunner einen vagen Blick in die Zukunft. Für seinen Kollegen Stefan Jost ist ebenso unklar, was er will, wie klar, was er nicht will: «Nämlich ins Gericht stehen oder als Fürsprecher arbeiten», so der angehehende Jus-Student. Er tendiert «eher Richtung internationales Recht, Wirtschaftsrecht». Was eher weit entfernt ist von seinem frühen Berufswunsch «Fluglotse»: Ein schöner Job, aber einfach zu mathematisch, meint er.

Michael Brunner geht in die «Geschichte», Stefan Jost in die Jurisprudenz.

Lehrerin in Südamerika

Spanisch wolle sie lernen, tönt es bei Sophie Egloff. Allerdings hat sie Deutsch als zweites Fach gewählt, «um die Muttersprache zu vertiefen». Und: Um vielleicht einmal als Lehrerin in Südamerika tätig zu sein – den Kontinent hat sie schon bereist. Diese Station in weiter Ferne wäre eine mehr im Leben der 25-Jährigen: Sophie Egloff hat bereits eine Ausbildung hinter sich – sie ist Gärtnerin. «Nach dem Gymer hatte ich genug von all den Büchern – und schliesslich habe ich sie nun doch vermisst.»

Sophie Egloff liebt Sprachen: Sie nimmt Spanisch und Deutsch in Angriff.