Fit genug fürs Sportstudium?

Wer in Bern ein Studium der Sportwissenschaft absolvieren will, wird bald seine körperliche Ausdauer unter Beweis stellen müssen. Künftig wird nämlich das motorische Grundniveau geprüft. Vorläufig gilt der Online-Test als theoretische Entscheidungshilfe, aber ab 2010 soll eine Eignungsprüfung eingeführt werden.

Von Nathalie Neuhaus 20. Juni 2008

«Die Anzahl der Studierenden für das Sportstudium hat sich in den letzten fünf Jahren verfünffacht», sagt Achim Conzelmann, Direktor vom Institut der Sportwissenschaft der Universität Bern. Der Studiengang Sportwissenschaft ist so aufgebaut, dass gewisse sportliche Fähigkeiten notwendig sind, obwohl es in erster Linie eine akademische Ausbildung ist. «Der Unterricht mit Studierenden, die sportmotorische Defizite aufweisen, ist problematisch, denn die Verletzungen nehmen zu», betont Conzelmann. Handlungsbedarf ist gefragt. Deshalb haben die Sportwissenschaftler neuerdings einen Online-Test eingerichtet, der die motorischen Fähigkeiten der Studierenden testet.

Für das Sport-Studium sind motorische Fähigkeiten gefragt. (Bilder: Stephan Wermuth)

Bern setzt nicht auf Numerus Clausus 

Neben theoretischen Grundlagen wie Sportpädagogik, -ökonomie, -didaktik, ist im Sportstudium viel Praxis gefragt. In den Kernsportarten (z.B. Leichtathletik), den neueren Bewegungsformen (z.B. Tanz) oder den Outdoordisziplinen (z.B. Mountainbiking) stehen motorische Fähigkeiten im Vordergrund und sind für dieses Hochschulstudium unabdingbar.
In naher Zukunft soll eine Eignungsprüfung für das Sport-Studium in Bern obligatorisch durchgeführt werden. Achim Conzelmann präzisiert, es bestehe aber weder die Absicht nur Spitzensportlerinnen und Spitzensportler zu rekrutieren, noch von vorneherein Studierende «auszusieben», was ja dem Prinzip des Numerus Clausus entspräche.


Theorie und Praxis spielen im Sport zusammen.

Ebenso wenig komme es darauf an, die hundert Besten auszuwählen – im Gegenteil: Ziel sei es, Studierende mit hinreichend motorischen Fertigkeiten aufzunehmen, damit sie im Studium und später im Berufsleben gut zurecht kämen. Nach dem Motto «Lernen am Modell» sollten beispielsweise im Turnunterricht ein Radschlag oder eine Dehnübung vorgezeigt werden. «Ob jemand beispielsweise überhaupt Schwimmen kann», betont Prof. Conzelmann weiter, «ist wichtig, denn später wird er selber zum Lehrer ausgebildet». An anderen Schweizer Universitäten (Freiburg, Genf, Lausanne, Basel und Neuenburg) ist der Numerus Clausus bereits an der Tagesordnung, in Bern steht er aber nicht zur Debatte.

Gesetzliche Regelung im Gang

Das Institut für Sportwissenschaft sowie die Universitätsleitung Bern befürworten die Einführung des praktischen Eignungstests. Die notwendigen rechtlichen Grundlagen sind in Vorbereitung und der Regierungsrat weiss um deren Dringlichkeit, denn die Schweizerischen Universitäten stehen im Wettbewerb untereinander.

Aus diesem Grund soll der Test im Rahmen der anstehenden Revision des Universitätsgesetzes möglich werden. Der Regierungsrat will gesetzliche Grundlagen für Eignungsprüfungen schaffen, aber auch für generelle Zulassungsbeschränkungen. Eine Alternative zum sportpraktischen Eignungstest wäre aber auch eine Prüfung der motorischen Fähigkeiten bereits an der Matura, so Sportprofessor Conzelmann.