Das Buch der Eiszeiten

Die Eiszeiten liegen weit zurück. Doch ihre Geschichte hat einen Bezug zum heutigen Klimawandel. Historiker Tobias Krüger wandelt auf den Spuren der Eiszeitforschung. Das neue Buch ist an der Abteilung für Wirtschafts-, Sozial- und Umweltgeschichte der Uni Bern entstanden.

Von Bettina Jakob 01. Dezember 2008

Wie kam dieser riesige Felsbrocken mitten auf das Feld? Dort, wo weit und breit keine Berge stehen? Findlinge waren über lange Zeit mysteriöse Erscheinungen. Es wurden Vermutungen angestellt, gewaltige Flutwellen oder gar Vulkanausbrüche hätten die Felsen herangetragen. Bis in den 1820er Jahren schliesslich der dänisch-norwegische Geologe Jens Esmark die Eiszeit-Theorie aufstellte. Die Hypothese, dass einst grosse Landesteile Europas unter einer Eisdecke gelegen hätten, und das Eis die Felsbrocken transportiert haben sollte, wurde in der Forschergilde vehement als Hirngespinst abgetan. Heute gilt sie als längst bewiesen. Einer, dem die Theorie schnell eingeleuchtet hatte, war der Seeländer Bernhard Studer, der ab 1834 Geologieprofessor in Bern war. Studer hatte durch seinen in Neuenburg lehrenden Kollegen Louis Agassiz von der neuen Hypothese erfahren. «Bernhard Studer legte den Grundstein zur Eiszeitforschung an der Uni Bern. Dieser Forschungsbereich hat hier eine lange Tradition», sagt Tobias Krüger. Der Historiker, der ebenfalls an der Uni Bern tätig war, gibt nun ein 600-seitiges Buch über die Eiszeiten heraus. Das Werk entstand an der Abteilung für Wirtschafts-, Sozial- und Umweltgeschichte der Uni Bern und wurde durch den NCCR Climate gefördert.
 

Titelseite des Buches Die Entdeckung der Eiszeiten
Bilder:©Dominik Fleitmann/zvg

Vernissage ist am 4. Dezember

Tobias Krüger blickt natürlich weit über die Berner Berge und ihre Findlinge hinaus: In «Die Entdeckung der Eiszeiten» wirft der Autor einen interdisziplinären Blick auf die Erforschung der Erdgeschichte. Das Spektrum der Themen umfasst Geomorphologie, Gletscherkunde, Plattentektonik im 20. Jahrhundert, Erdbahnschwankungen und Atmosphärenphysik. «Es geht um die internationale Perspektive der Eiszeitgeschichte und ihren Bezug zum aktuellen Klimawandel», fasst Krüger zusammen. Die Vernissage findet am 4. Dezember um 18.15 Uhr im Foyer des Historischen Instituts statt.

«Die Entdeckung der Eiszeiten. Internationale Rezeption und Konsequenzen für das Verständnis der Klimageschichte» von Tobias Krüger. Wirtschafts-, Sozial- und Umweltgeschichte (WSU), Pfister, Christian / Merki, Christoph Maria (Hrsg.). 2008. 619 Seiten, 54 Abbildungeng, gebunden. ISBN 978-3-7965-2439-4. Schwabe Verlag Basel.