Die Wellenlänge der Studis

Das Neuste und Bewegendste aus dem Unialltag geht über den Äther. Das Berner Studentenradio «Unibox» sendet zweimal pro Monat am Freitag Interviews, Hintergrundberichte und Musik.

Von Salomé Zimmermann 06. Juni 2007

«Hört man mich? Wo ist jetzt die CD von Bernadette La Hengst? Welchen Knopf muss ich drücken?» Im Radio RaBe-Studio in einem Wohnhaus mitten im Lorraine-Quartier dauert es nur noch wenige Minuten bis Sendebeginn. Die Nervosität ist spürbar und die Luft stickig. Vier Studierende und ein Gast gestalten die einstündige Sendung um fünf Uhr mit den Schwerpunktthemen «Bologna» und «RaBe- und Unifest». Andreas Bürgisser ist dieses Mal Sendungsverantwortlicher für das Berner Studentenradio «Unibox» und hat kurz vor der Live-Übertragung die Beteiligten über den genauen Ablauf informiert. Jetzt sitzt er mit Kopfhörern vor dem Regiepult und begrüsst die Zuhörerinnen und Zuhörer: «Jetzt isch es Zyt für d’Unibox».


Andreas Bürgisser und Frank Geister besprechen den Sendeablauf. (Bilder:sz)

Jeder in seinem Dialekt

Es wird Mundart gesprochen und alle haben ihre Texte im eigenen Dialekt verfasst. Neben Bürgisser sitzt Magdalena Nadolska, sie «bündnert». Sie ist deswegen im Zug auch schon an ihrer Stimme erkannt und angesprochen worden. Nadolska stellt die Band «Puts Marie» vor und spielt zwischendurch deren Songs ab. In diesen Sprechpausen werden die Fenster geöffnet, um die Moderatoren im engen Studio mit frischer Luft zu versorgen. Der Raum ist nicht schalldicht isoliert und so sind auch während der Aufzeichnungen schwache Ballgeräusche der draussen spielenden Kinder zu hören. Jetzt bereiten sich Adrian Durtschi und Vincenzo Ribi vom SUB-Vorstand auf ihren Einsatz vor. Die beiden wollen die soziale Dimension von Bologna und die Auswirkungen auf die Mobilität diskutieren. Durtschi eröffnet das Gespräch: «Was kann man machen, um die soziale Lage der Studis zu verbessern und die Mobilität zu fördern?» Wenn Interviewer und Interviewter sprechen, beugen sie sich am kleinen runden Tisch weit nach vorne, es gibt nur ein Mikrofon für beide.

Zwangloses Radio

Die Radiomacherinnen und -macher sind in der Themenwahl frei. «Im Vordergrund steht, was uns Studentinnen auch im nicht-studentischen Leben berührt», ist auf der Unibox-Homepage nachzulesen. Durtschi geniesst die Freiheit, «dass keine Werbekunden bei heiklen Beiträgen abspringen, keine Chefredaktion dreinredet und wir Musik nach unserem Geschmack abspielen können». Über eine Zuhörerzahlen-Erhebung verfügt Radio RaBe nicht, aber «am meisten Anklang finden die Hintergrundberichte», weiss Bürgisser. Diese seien aber mit sehr viel zeitlichem Aufwand verbunden. Die Unibox wird zwar finanziell von der Berner Studierenden-Vereinigung SUB unterstützt, alle Beteiligten arbeiten jedoch ehrenamtlich und müssen ihr Engagement mit dem Studium und anderen Tätigkeiten abstimmen.


Das kleine «RaBe»-Studio in der Lorraine.

Woher kommt die Motivation? «Wir haben ein tolles Übungsfeld und können uns technische Kenntnisse aneignen und verschiedene journalistische Gefässe und Methoden ausprobieren», so Bürgisser. Er und seine Kolleginnen und Kollegen besuchten schon Stimmschulungs- und andere Radio-Kurse und könnten sich vorstellen, später einmal im Journalismus tätig zu sein. Die meisten Teammitglieder studieren geistes- und sozialwissenschaftliche Fächer und einige sind bereits anderweitig im Medienbereich beschäftigt.

Gefragtes Improvisationstalent

«Rektor Urs Würgler wurde in seinem Amt bestätigt», trägt Frank Geister mit der tiefen Stimme die Uni-News vor. Er macht wie Andreas Bürgisser seit anderthalb Jahren Radio, Adrian Durtschi ist vor neun Monaten dazugestossen und Magdalena Nadolska kennt sich mit zweieinhalb Jahren Erfahrung unter den Anwesenden am besten aus. Momentan sind ungefähr sechs Leute bei der Unibox beschäftigt, durch Auslandaufenthalte und Prüfungstermine gibt es immer wieder Wechsel. Da das Uniradio-Team zur Zeit etwas unterbesetzt ist, wird manchmal statt zwei- nur einmal pro Monat gesendet – in unterschiedlicher Besetzung. Die Unibox gibt es seit zehn Jahren, seit den Anfängen des Radios RaBe, auf dessen Frequenz 95,6 Megahertz mit dessen Technik und Infrastruktur die Studenten-Sendung läuft.

«Das Archiv funktioniert nicht, ich habe keinen Zugang», merkt Bürgisser in einer Musik-Pause. Solche Pannen können und dürfen passieren. Das Knacken und Rauschen, ein abgeschnittener Satz oder ein Versprecher machen den Reiz des Uniradios aus. Bürgisser sagt ins Mikrofon: «Aus technischen Gründen kann ich euch den Song von ‹Gustav› nicht abspielen, trotzdem stelle ich den Sänger und seine Band kurz vor.» Wenn etwas nicht wie vorgesehen laufe, könne es chaotisch werden, meint er, «dann ist Improvisation gefragt».

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