Wenn ein Mineral Deinen Namen trägt

«Armbrusterit» heisst ein neues Schichtsilikat, das nach dem Berner Mineralogen Thomas Armbruster benannt wurde. Der Professor der Kristallographie übernimmt nun neu eine Forschungsgruppe am Geologischen Institut.

Von Bettina Jakob 15. Februar 2007

Thomas Armbruster brüstet sich nicht. Obwohl er zugibt: «Alle freuen sich über ein bisschen Ewigkeit.» Die einen lebten durch ihren Nachwuchs weiter, und andere hätten das Glück, dass ein Mineral nach ihnen benannt wird. «Armbrusterit» heisst denn ein neu entdecktes Mangan-Silikat von der russischen Halbinsel Kola am Nordrand des Weissen Meeres, wie soeben eine Publikation im «American Mineralogist» bestätigt. «Nein, es ist kein glänzender Edelstein», sagt der Berner Professor der Kristallographie schmunzelnd, «die Zeiten der grossen neu entdeckten Edelsteine sind vorbei». Armbrusterit ist ein Körnchen, das kaum ein Millimeter gross ist, seine Farbe ist rötlich-braun.


Kein Edelstein, aber doch glänzend: Das neu entdeckte Silikat «Armbrusterit».  (Bilder:zvg)

Nichtsdestotrotz, Armbruster freut sich: «Diese Widmung ist wohl ein Dankeschön von meinen russischen Kollegen.» Armbruster setzt sich seit langem für eine bessere Zusammenarbeit mit der ehemaligen Sowjetunion ein: In den letzten Jahren engagierte er sich im Rahmen eines Scopes-Projekts, finanziert durch den Schweizerischen Nationalfonds, für eine wissenschaftliche Kooperation innerhalb seines Fachgebiets mit der Ukraine. Seit letztem Jahr unterstützt er entsprechende Projekte in Russland.

Der Berner Forscher hat Spielregeln aufgestellt

Doch Armbruster bleibt bescheiden: «Um ganz ehrlich zu sein», so gesteht er, «werden pro Jahr rund 30 neue Minerale entdeckt.» Dennoch ist Armbrusterit etwas Besonderes: Während viele sogenannt neue Mineralien lediglich chemische Varianten von bestehenden sind, weist Armbrusterit bisher unentdeckte atomare Strukturen auf. Auf diesem Gebiet hat sich der Berner Kristallograph weltweit verdient gemacht: Thomas Armbruster hat Spielregeln definiert, nach welchen diese Strukturen kategorisiert werden. In der Kristallographie geht es darum herauszufinden, wie flexibel diese Strukturen sind, wie sie varieren, wenn sich der Radius eines eingebauten Elements, zum Beispiel Mangan anstelle von Eisen, ändert. «Diese Eigenschaften werden röntgenographisch ermittelt – die Intensität der gebeugten Strahlen lässt auf die atomare Anordnung zurückschliessen», erläutert Armbruster seine Arbeit am Laboratorium für chemische und mineralogische Kristallographie an der Uni Bern.


Struktur von Armbrusterit: Mangan- und Natrium-Oktaeder (grün), umgeben von Schichten aus Silikat-Tetraedern (gelb). In den Zwischenschichten befinden sich Wassermoleküle (blaue Kugeln) und Kaliumionen (violette Kugeln).

Wechsel zum Geologischen Institut

Das Laboratorium wird jedoch anfangs März aufgehoben, da der Leiter, Prof. Dr. Hans-Beat Bürgi, emeritiert wird. Das Team teilt sich nun auf: Die einen Wissenschaftler werden der Chemie angegliedert, andere wechseln in die Geologie – wie Armbruster, der die neue Forschungsgruppe «Mineralogie-Kristallographie» am Geologischen Institut leiten wird. Seinen Forschungs-Schwerpunkt legt der Mineralexperte zurzeit auf «mikroporöse Zeolithe». Wer sich darunter nur wenig vorstellen kann, dem hilft Armbruster auf die Sprünge: «Zeolithe sind Mineralien mit hoher Absorptionskapazität – deshalb dienen sie heute zum Beispiel als Katzenklo.» Als Ionenaustauscher werden sie auch zur Enthärtung des Wassers oder in Waschmittel eingesetzt. «Damit schlagen wir den Bogen zwischen Grundlagenforschung und praktischer Anwendung», so Armbruster – nun hörbar stolzer. 
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