Fragwürdiges Ranking
Beim aktuellen swissUp-Uniranking fehlen bei den Berner Wirtschaftswissenschaften die Ergebnisse der Studierendenbefragung. Die swissUp hat die Daten nicht berücksichtigt. Die juristische Fakultät der Uni Bern landet dagegen in der Spitzengruppe. Kritiker bezweifeln generell die Aussagekraft der Rangliste.
Im aktuellen Uniranking von swissUp wurden die Rechts- und Wirtschaftswissenschaften aller Schweizer Hochschulen begutachtet. Die Evaluation basiert auf der Befragung von Studierenden und Dozierenden sowie auf umfassenden Daten, die von den Universitäten selbst erhoben wurden. Während die Universität Bern mit ihrer Rechtswissenschaft bei der allgemeinen Beurteilung durch die Studierenden in der Spitzengruppe landet, taucht sie bei der Volks- und der Betriebswirtschaftslehre in dieser Kategorie überhaupt nicht auf. Der Grund: Alle Ergebnisse aus der Berner Studierendenumfrage wurden von swissUp nicht berücksichtigt. Es ging dabei etwa um Angaben zur Zufriedenheit, zur Betreuung und zum Praxisbezug.
Die Ergebnisse der Umfrage unter Berner BWL- und VWL-Studierenden wurde beim swissUp-Ranking nicht berücksichtigt.
Zusammenhänge nicht nachweisbar
Der Stein des Anstosses: Die Fachschaft für Wirtschaftswissenschaften hatte ein Mail versandt, indem sie die Kommilitonen dazu aufforderte an der Befragung teilzunehmen und keine «ungerechtfertigten Aussagen» zu machen. Die inoffiziellen Umfrageergebnisse sehen Bern hinter St. Gallen auf Platz Zwei. Aufgrund der laut swissUp zu positiven Ergebnisse wurden sie nicht berücksichtigt. «Diese Kombination reicht offenbar aus, die Umfrage als unglaubwürdig zu bewerten», sagt der Sprecher der Berner Betriebswirte Thomas Myrach empört. In einem Begründungsschreiben von swissUp wurden Universität und Fakultät von jedem Vorwurf ausgenommen.
Die Berner Wirtschaftswissenschaftler sind über das Vorgehen von swissUp sehr verwundert. «Der Zusammenhang zwischen Mail und Spitzenplatz ist nicht nachweisbar», sagt etwa Robert Leu, Dekan der Berner Fakultät für Wirtschafts- und Sozialwissenschaften. Es sei das demokratische Grundrecht der Studierenden in dieser Sache ihre Kommilitonen zu informieren. Wenn solche Befragungen derart anfällig für Beeinflussungen seien, wie es die swissUp offenbar selbst annehme, könne das Messinstrument für einen seriösen Vergleich zwischen Universitäten nicht eingesetzt werden. Für die positive Beurteilung durch die Berner Studierenden gibt es indessen gute Gründe: So wurde das Budget für die Wirtschaftswissenschaften im letzten Jahr um 25 Prozent aufgestockt. Insgesamt wurden sieben neue Professuren und Assistenzprofessuren zugesprochen und zahlreiche Verbesserungen im Lehrbetrieb realisiert. «Die Summe dieser Einzelmassnahmen hat zu einer Verbesserung der Studienbedingungen geführt», sagt Leu.
«Wir fühlen uns verschaukelt»
Insbesondere bei den Berner Wirtschaftswissenschaftlern hinterlässt das swissUp-Ranking ein äusserst ungutes Gefühl. «Wir fühlen uns verschaukelt», sagt Myrach. «So darf es nicht noch einmal laufen.» Die verantwortlichen Professoren und ihre Mitarbeiter der VWL- und BWL-Departemente hätten viel Arbeitszeit investiert, um die von der swissUp gewünschten Informationen zusammenzutragen. Teils wurden die Daten überhaupt nicht berücksichtigt: So sollte ursprünglich auch die Anzahl der Publikationen und damit die Qualität der Forschung beim Ranking gewertet werden. Doch man konnte sich nicht einigen, welche Veröffentlichungen von Bedeutung sind. Der Parameter wurde kurzfristig weg gelassen. Die Forschungsleistungen fliessen im aktuellen swissUp-Ranking nur anhand der Drittmittel, die von Professoren eingeworben wurden, ein. Der wissenschaftliche Output sei allerdings interessanter als der finanzielle Input, betont Dekan Leu.