Viel Bewegung an der Uni Bern

Die Universität Bern startet mit einem neuen Rektor, einem umstrukturierten Zentralbereich, zusätzlichen Räumen und einem ausgebauten Angebot in Forschung und Lehre ins Studienjahr 05/06. Die Zahl der Erstsemestrigen ist weiter gestiegen.

Von Nathalie Matter 26. Oktober 2005

Urs Würgler, Rektor der Universität Bern, eröffnete am vergangenen Montag die Jahresmedienkonferenz mit den Worten: «Es gibt im Moment verschiedene Grossbaustellen an der Universität Bern». Würgler, seit September im Amt, übernahm die Leitung in einer Zeit der Umbrüche und Umstellungen. Die Revision des Universitätsgesetzes und eine erneuerte Strategieplanung stehen an. Letztere soll der Universität mit Schwerpunkten und Allianzen ein schärferes Profil geben. Erste Resultate sind im Frühling 2006 zu erwarten.

Unter Würglers Leitung wurde zudem der Zentralbereich der Universität neu strukturiert: An Stelle der Akademischen Direktion gibt es neu das Generalsekretariat; weitere Aufgaben der ehemaligen Akademischen Direktion wurden auf die anderen Ressorts verteilt. Die Umstellung des Studienangebots auf das Bachelor- und Mastersystem im Rahmen des Grossprojekts «Bologna» ist vollzogen.

Die Universitätsleitung an der Jahresmedienkonferenz 2005 (v.l.n.r.): Generalsekretär Christoph Pappa, Vizerektor Lehre Gunter Stephan, Rektor Urs Würgler, Vizerektor Forschung Felix Frey, Verwaltungsdirektor Daniel Odermatt. (Bild: sl)

Mehr Studienanfänger als letztes Jahr

Die diesjährigen provisorischen Studierendenstatistiken zeigen, dass die Universität Bern national und international weiterhin attraktiv ist. Zwar sinkt die Gesamtzahl der immatrikulierten Studierenden von 13'286 auf etwa 12'000. Dies hat aber einen Grund: Die neu gegründete Pädagogische Hochschule Bern (PHBern) übernimmt dieses Wintersemester etwa 1'600 Lehrerbildungsstudierende von der Universität. Relativ gesehen haben sich mit 2'320 Erstsemestrigen mehr junge Menschen für ein Studium an der Uni Bern entschieden als im letzten Jahr. Auch der Ausländeranteil ist mit 7,5 Prozent weiter gestiegen.

Einen grossen Schritt vorwärts hat die Uni Bern bezüglich ihrer Infrastruktur gemacht: Die neue «UniS» im Gebäude des ehemaligen Frauenspitals konnte bezogen werden und auch beim Projekt zur Überbauung des Von Roll-Areals gibt es positive Entwicklungen: im Juni hat der Grosse Rat den Projektierungskredit für die erste Bauetappe genehmigt. Bis 2012 sollen dort die Philosophisch-Humanwissenschaftliche Fakultät, das Department Sozialwissenschaften, die pädagogische Hochschule Bern sowie ein Speichermagazin für die universitären Bibliotheken (inklusive StuB) untergebracht werden.

Neues Zentrum Lehre

Der restrukturierte Zentralbereich verfügt neu über ein Zentrum Lehre. Hier werden künftig alle Studierendendaten verwaltet, um die Fakultäten zu entlasten. Dies ist eine Reaktion auf die Einführung des Bologna-Systems. Im Zentrum Lehre wird auch die Studierendenberatung und –begleitung ausgebaut. So sollen die Studierenden gemäss Gunter Stephan, Vizerektor Lehre, «sozusagen von der Wiege bis zur Bahre begleitet werden». Zudem gehört Marketing, auch auf internationaler Ebene, zu den zentralen Aufgaben des Zentrums Lehre. Ausserdem werden die Deutschkurse für ausländische Studierende künftig hier in einem «Sprachzentrum» angeboten - ebenso wie Kurse für Berner Forschende in Wissenschaftsenglisch.

Unterstützung bei Bewerbung um EU-Gelder

Im Bereich Forschung wurden im vergangenen Jahr die beiden an der Universität Bern beheimateten Nationalen Forschungsschwerpunkte, der NFS «Klima» und der NFS «Nord-Süd», für vier Jahre verlängert. Neu hinzu kam der NFS «Regeln des Internationalen Welthandels», der vom World Trade Institute WTI nach Bern geholt wurde. Alle drei Forschungsschwerpunkte sind von einer starken Interdisziplinarität und Transdisziplinarität geprägt. «Die Interdisziplinarität ist eine Stärke der Universität Bern», betonte Felix Frey, neuer Vizerektor Forschung. «Als Volluniversität bietet sie noch alle Disziplinen an, anders als etwa die ETH Zürich. Viele Probleme, die die Gesellschaft bewegen, können nur noch interdisziplinär angegangen werden.»

Die Schweiz beteiligt sich mit 200 bis 300 Millionen Franken an der Finanzierung der Forschung im EU-Raum. Um diese Gelder können sich Berner Forscherinnen und Forscher in Brüssel kompetitiv bewerben. Der administrative und organisatorische Aufwand für diese Anträge ist enorm. Um die Bewerbungshäufigkeit zu verbessern, hat die Universitätsleitung beschlossen, die Antragssteller in der Bewerbungsphase finanziell zu unterstützen.

Eine Qualitätsanalyse der Forschung in der Medizinischen Fakultät der vergangenen zwei Jahre hat ergeben, dass die Leistung ausgezeichnet ist. Das Dekanat analysierte die Qualität der Publikationen, die aus den Forschungsarbeiten hervorgingen. Dabei zeigte sich, dass die Arbeiten im Durchschnitt weltweit im ersten Viertel der nach Qualitätsstandards eingeteilten Journals publiziert worden sind.