Die Regeln des Welthandels
Das Eidgenössische Departement des Innern hat sechs neue Forschungsschwerpunkte des Schweizerischen Nationalfonds (NFS) bestimmt. Einer davon ist an der Uni Bern beheimatet. Er befasst sich mit dem Regelwerk der Welthandelsordnung.
Der internationale Austausch von Waren, Dienstleistungen und Kapital bildet das Herzstück internationaler Beziehungen und ist die treibende Kraft der Globalisierung. Er beeinflusst und bestimmt zunehmend auch die binnenwirtschaftlichen Rahmenbedingungen. Es gibt heute kaum mehr Lebensbereiche, die vom internationalen Handel und von Auslandinvestitionen nicht betroffen sind. Mit den Herausforderungen und Problemem der Globalisierung haben sich bislang Politologen, Juristen und Ökonomen allerdings nur isoliert voneinander befasst. Im Rahmen des neuen Nationalen Forschungsschwerpunkts (NFS) «International Trade Regulation: from Fragmentation to Coherence», der am Berner «World Trade Institute» und dem Institut für Europa- und Wirtschaftsvölkerrecht beheimatet ist, werden die Grundlagen des globalen Handels interdisziplinär analysiert. «Wir werden erstmals Querbezüge herstellen», sagt Thomas Cottier von der Universität Bern, der den NFS zusammen mit Richard Baldwin von der Hautes Etudes Internationales (IHEUI) in Genf leitet.

Entscheidungsstrukturen der WTO unter der Lupe
Ausgangspunkt für das Projekt ist das gültige Weltwirtschaftsrecht und die internationale Handelsordnung. Langfristig wollen die Wissenschaftler die Grundlagen für neue Ansätze und Regelungen für die internationale Abstimmung verschiedener Politikbereiche im Rahmen der Globalisierung erarbeiten. Inhaltlich ist der Forschungsschwerpunkt in drei «Clusters» gegliedert, die insgesamt zwölf Projekte umfassen. Das erste Cluster befasst sich mit verfassungsrechtlichen Fragen. So geht es beispielsweise darum regionale und nationale Handelsbestimmungen mit den internationalen zu vergleichen und die verschiedenen Ebenen aufeinander abzustimmen. Ausserdem werden die Entscheidungsstrukturen in internationalen Organisationen wie der World Trade Organisation (WTO) analysiert und differenzierte Regelungstheorien erarbeitet, die sich beispielsweise an den Bedürfnissen von Entwicklungsländern ausrichten.
International und interdisziplinär
Das zweite Cluster widmet sich ökonomischen Grundfragen von Handel und Währung. Ein drittes Cluster von Projekten befasst sich mit spezifischen Fragen: Beispielsweise wird man der Frage nachgehen, wie die Wirtschaft in Entwicklungsländern funktioniert und wie internationalen Rahmenbedingungen etwa für eine nachhaltige Landwirtschaft, Migration, Gentechnik oder Kultur geschaffen werden können. Ein solches Vorhaben muss nicht nur interdisziplinär, sondern auch international untersucht werden. Deswegen sind an den Arbeiten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler des IHEUI in Genf, der Universitäten Basel, Bern, Fribourg, Lausanne, Luzern, Zürich, Dundee und London sowie weitere Universitäten und internationale Organisationen beteiligt.