Das Wunder von Bern

Am 17. März 1905 vollendete Albert Einstein die erste von fünf Arbeiten, mit denen er die Grundfesten der Physik zum Wanken brachte. Er lebte und arbeitete damals in Bern. Am Originalschauplatz wird 100 Jahre später das «annus mirabilis» gebührend gefeiert.

Von Sabine Olff 17. März 2005

Am 17. März beginnt Albert Einsteins Wunderjahr in Bern. Genau 100 Jahre später – im «World Year of Physics 2005» – ist das Einstein-Jahr am Originalschauplatz offiziell eröffnet worden: An verschiedenen Stationen aus Einsteins Berner Zeit wurde ein breites Veranstaltungsprogramm präsentiert. Die Stadtrundfahrt führte die Gäste und Journalisten auch an die Universität Bern, wo Einstein 1908 habilitiert wurde. Zu Ehren des ehemaligen Privatdozenten haben sich Institute der Uni mit anderen Wissenschaftsorganisationen zum «Forum Einstein 2005 Bern» zusammengeschlossen. Das Forum koordiniert die zahlreichen Veranstaltungen, die mit dem Internationalen Festtag am 9. Juli 2005 ihren Höhepunkt finden. Direkt im Anschluss findet vom 11. bis 15. Juli unter dem Titel «Beyond Einstein – Physics for the 21st Century» die Generalkonferenz der Europäischen Physikalischen Gesellschaft statt. Bereits am 1. April wird der Einstein-Pfad eröffnet: Auf einem Weg durch Bern geben rund 90 Stationen Einblicke in Einsteins Leben und Arbeit.

Einstein schreibt Tensor an Tafel
Im Carnegie Institute in Pasadena, Kalifornien, schreibt Einstein am 14. Januar 1931 die Gleichung zur Dichte der «Milchstrasse» an die Tafel. Bild: Picture-Allience/dpa

1902 bis 1909: Einsteins Zeit in Bern

Im Frühjahr 1901 musste Albert Einstein die ETH Zürich verlassen. Eigentlich wollte er nach seinem Physik-Studium weiterforschen, doch er durfte nicht. Er sei ein gescheiter Junge, sagte ihm der Betreuer seiner Diplomarbeit, Professor Weber, aber er habe einen Fehler: er lasse sich nichts sagen. Ohne Aussicht auf eine akademische Laufbahn zog er im Februar 1902 nach Bern. Dort bewarb er sich um eine Stelle beim Eidgenössischen Patentamt. Damals war Einstein 22 Jahre alt. Er bekam den Job und prüfte täglich, ausser sonntags, Patentanträge. Die Stelle erwies sich als Glücksfall: Sie war gut bezahlt und liess ihm genügend Zeit für die Physik. An den Abenden traf sich Einstein fast täglich mit Freunden zum Gedankenaustausch.

Drei Jahre ging das so, bis zum Wunderjahr 1905. Im «annus mirabilis» verfasste Einstein fünf Arbeiten, die das Weltbild revolutionierten. Am 17. März 1905 vollendete er seine Arbeit über den photoelektrischen Effekt. Im Abstand von wenigen Wochen folgten der erste Nachweis für die Existenz der Atome, die spezielle Relativitätstheorie und die berühmteste Formel der Naturwissenschaften: E = mc2. Sie besagt, dass Masse und Licht ineinander umgewandelt werden können.

Sternwarte
In der alten Sternwarte neben dem Hauptgebaude der Uni Bern befand sich das physikalische Institut, wo Einstein seine erste Vorlesung hielt. Bild: Sammlung Hans-Ulrich Suter, Bern

Im Eilverfahren an der Uni Bern habilitiert

Zwei Jahre später bemühte sich Einstein um eine Habilitation an der Universität Bern. Der Doktortitel wurde ihm im Wunderjahr von der Universität Zürich verliehen. Einstein wollte sich ohne viel Aufwand habilitieren und legte der Berner Fakultät seine gesammelten Sonderdrucke vor. Diese lehnte jedoch ab. Das Reglement forderte eine noch unveröffentlichte Arbeit. Einstein liess sich schliesslich im Februar 1908 darauf ein, eine Zusammenfassung von seiner Arbeit zum photoelektrischen Effekt von 1905 zu verfassen. Innerhalb weniger Tage wurde Einstein dafür zum Privatdozenten ernannt. Die Arbeit brachte ihm später den Nobelpreis ein.

In der alten Sternwarte neben dem Uni-Hauptgebäude hielt Einstein im Sommersemester 1908 seine erste Vorlesung. Zwei Kollegen vom Patentamt und ein Freund hörten ihm zu. Der erste Student tauchte erst im Wintersemester auf. Auch sein Doktorvater aus Zürich wollte sich vom lesenden Einstein eines Tages einen Eindruck verschaffen. Denn in der Limmatstadt war eine ausserordentliche Professur für theoretische Physik zu besetzen. Der unangemeldete Gast war von Einsteins didaktischen Fertigkeiten masslos enttäuscht. Dennoch gelang es Einstein das Blatt zu wenden: Im Herbst 1909 wurde er nach Zürich berufen und verliess Bern.

Forum Einstein 2005 Bern

Im «Forum Einstein 2005 Bern» haben sich Vertreter verschiedener Wissenschaftsorganisationen und Institute der Uni Bern zusammengeschlossen, um die Feierlichkeiten zum Jubiläumsjahr zu lancieren. Es koordiniert das Programm der Institutionen für Bildung und Wissenschaft.

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