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Welche Bauten gehören zur Universität Bern? Wer hat sie gebaut? Welche Geschichte haben sie? Und wie sehen sie von innen aus? Ein neuer elektronischer Architekturführer gibt Auskunft.

Von Kathrina von Wartburg 23. November 2005

Der neue Architekturführer der Universität Bern ist ab sofort online. In Zusammenarbeit mit dem Architekturhistoriker Christoph Schläppi hat die Abteilung Bau und Raum den Führer ins Leben gerufen. «Die Uni ist architektonisch gesehen eine sehr schöne Universität», sagt Kilian Bühlmann, Leiter der Abteilung Bau und Raum. «Selbst die Gebäude aus der Zeit des Baubooms in den 1960er bis -70er Jahren – häufig nichts sagende, gesichtslose Bauten – sind überdurchschnittlich.» Und: Bern ist eine Stadtuniversität, kein Campus; die Bauten erstrecken sich räumlich und historisch über grosse Distanzen. Vom Herrenhaus im Hasli bis zur Uni Schanzeneck. Schade also, dass bei den Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen sowie der Öffentlichkeit kaum bekannt ist, welche Bauten zur Uni gehören, wo sie stehen, wer sie gebaut hat und welche Geschichte sie haben.


Im Salvisbergbau an der Baltzerstrasse ist unter anderem das Institut für Geologie untergebracht. (Bilder: Architekturführer)

Physikalisches Theater

Das Institut für Exakte Wissenschaften (ExWi) zum Beispiel ¬– heute ein bedeutender Standort der Weltraum- und Klimaforschung: Äusserlich zeigt das Gebäude weder Zeichen seiner Vergangenheit noch seiner Bedeutung; im Innern entpuppen sich allerdings einige Besonderheiten, wie beispielsweise die unterschiedlichen Raumtiefen der vier Gebäudeseiten rund um den Hof oder das Auditorium. Es ist ein fensterloser Raum, in welchem einem grossen Publikum Experimente vorgeführt werden können – ähnlich einem physikalischen Theater. Um dieses Wissen reicher, erscheint die ehemals besuchte Statistikvorlesung im Auditorium in einem anderen Licht.

«Die Herausforderung bei diesem Führer ist», sagt Schläppi, «die Bauten, deren architektonischen Besonderheiten, die Geschichten die dahinter stecken, auch für Laien zugänglich zu machen. Die Leute sind heute oft überfordert vom Fachjargon der Architektur und der baulichen Komplexität.»

Die Sozial- und Geisteswissenschaftler sollten etwa nicht nur wissen, dass sie in einer ehemaligen Schoggifabrik arbeiten, sondern auch, dass nur ein paar Strassen weiter Gebäude eines weltberühmten Architekten, die Salvisbergbauten, stehen. Den Autopsie-Hörsaal des Pathologischen Institutes einmal zu inspizieren, lohnt sich nicht nur für Mediziner: durch die hellen Materialien aus Stahl, Glas und Beton wird eindringlich das Ausgestelltsein der toten Patienten untermauert.


Der Autopsie-Hörsaal im Pathologischen Institut.

«Gluschtig» machen

In den letzten Jahren ist das Interesse an Architektur gewachsen. Die neuen Stadien in Basel und Bern waren in den Medien Thema. Herzog & de Meuron sind ein Begriff. Dennoch bleibt die Frage, so Schläppi, wie weit Laien auch bereit sind, sich mit Architektur auseinanderzusetzen, sich darauf einzulassen. Architekturführer sind relativ neu und meist existieren sie in gedruckter Form. Der Vorteil daran ist: Die Leute können damit direkt zu den Bauten gehen.

Ein Netzführer, wie ihn jetzt die Universität Bern anbietet, verbreitet sich dagegen viel schneller und ist leichter zugänglich. Es können einzelne Objekte angewählt werden, sei es mittels Adresse, sei es aufgrund eines ansprechenden Fotos. Der Führer liefert dazu Geschichte, Architekten, Grundrisse, Lagepläne und eindrückliche Bilder. Der Führer soll «gluschtig» machen, die Leute motivieren, sich die Gebäude anzuschauen, sich in den Tiefen des ExWi’s zu verirren oder einen Ausflug zur Sternwarte in Zimmerwald zu unternehmen.


Die Sternwarte in Zimmerwald

Der virtuelle Führer beinhaltet keine abschliessende Auflistung aller Gebäude, die von der Universität belegt und benutzt werden. Der Fundus ist jedoch umfassend. «In erster Linie soll dieser Führer Lust und Interesse an einem Reichtum wecken, an dem wir täglich teilhaben», schreibt Schläppi im elektronischen Architekturführer. Das ist zweifelsohne gelungen. Und wer genug hat vom Büro, der kann ja schon den architektonischen Rundgang in der Realität planen. Wer weiss, vielleicht trifft man sich im Hasli.