Innovative Lehre an der Uni Bern

Die Uni Bern will die Attraktivität der Lehre steigern und innovative Lehr- und Lernformen realisieren. Dies tut sie etwa mit der Förderung Innovativer Lehre (FIL) und der Förderung Interdisziplinärer Veranstaltungen (FIV). Im Sommer 2017 wurden die ersten FIL-Projekte abgeschlossen. Projektleiterin Etna Krakenberger, Vizerektorat Lehre, spricht über die neuen Fördermassnahmen für Gute Lehre und deren Ziele.

Interview: Lisa Fankhauser 09. Januar 2018

«uniaktuell»: Wieso wurden die «Förderung Innovative Lehre (FIL)» und die «Förderung Interdisziplinäre Veranstaltungen (FIV)» ins Leben gerufen?
Etna Krakenberger: Mit der Strategie 2021 will die Universität Bern ihren Ruf als Lehruniversität stärken. Die Attraktivität der Lehre soll weiter gesteigert, innovative Lehr- und Lernformen realisiert, die Qualität der Studienangebote erhöht und vermehrt auf Inter- und Transdisziplinarität gesetzt werden. In diesem Sinne wird die Weiterentwicklung der Lehrmethoden bewusst vorangetrieben. Die FIV- und FIL-Projekte hat das Vizerektorat Lehre als Massnahme der Strategieumsetzung lanciert.

Wie funktioniert etwa die Massnahme FIL?
Mit dem Pool für die «Förderung der innovativen Lehre» stehen Ressourcen zur Verfügung, die die Dozierenden entlasten und ihnen die Möglichkeit geben, Lehr- und Lernformen zu optimieren oder zu entwickeln. Die Dozierenden stellen einen Projektantrag, in dem sie die geplanten Neuerungen in den Veranstaltungen festhalten – beispielsweise nutzen Dozierende vermehrt E-Learning oder gestalten die Vorlesungen aktiver, indem sie etwa Gruppenarbeiten oder Live-Voting einsetzen. Wird der Projektantrag bewilligt, erhalten die Dozierenden Unterstützung in Form von Personalpunkten – also zeitliche Freiräume für die Konzeption, Durchführung und Evaluation eines innovativen Lehrprojekts. Wichtig ist auch, dass das Projekt beim Abschluss evaluiert wird.

Die Lehre wird durch innovative Elemente attraktiver für die Studierenden – in einer Astronomievorlesung etwa wird Live-Voting genutzt. © Universität Bern
Die Lehre wird durch innovative Elemente attraktiver für die Studierenden – in einer Astronomievorlesung etwa wird Live-Voting genutzt. © Universität Bern

Wie wird das Angebot genutzt?
Das Angebot wird sehr rege genutzt. Ab der ersten Runde wurden bereits zehn FIL-Projekte realisiert. Insgesamt wurden bis jetzt 35 FIL-Projekte gefördert – und zwar in den verschiedensten Bereichen: Von der Zellbiologie über Psychologie oder Astronomie bis hin zur Geographie.

Welches sind die Ziele solcher Projekte?
Die Idee ist, die Dozierenden mit den zusätzlichen Personalpunkten zu entlasten, damit sie den anfänglichen Mehraufwand für die Umsetzung solcher innovativen Lehrveranstaltungen meistern können. Die Hoffnung ist, dass die Innovationen positiv ankommen – sowohl bei Studierenden als auch bei Dozierenden –, dass der Mehrwert darin entdeckt wird und die neuen Lehrformen in den Curricula verstetigt und wenn möglich auch auf andere Lehrveranstaltungen übertragen werden.

Franck Forterre von der Kleintierklinik konnte dank zusätzlicher Personalpunkte ein FIL-Projekt durchführen: Er realisierte ein Lehrvideo mit einem 3D-Hundemodell. zvg Kleintierklinik
Franck Forterre von der Kleintierklinik konnte dank zusätzlicher Personalpunkte ein FIL-Projekt durchführen: Er realisierte ein Lehrvideo mit einem 3D-Hundemodell. zvg Kleintierklinik

Warum sind FIL-Projekte von Bedeutung? Entsprachen bisherige Veranstaltungen nicht mehr dem «State of the Art»?
Sich zu verbessern, ist immer möglich. Ideen sind vorhanden. Aber oftmals besteht die Hürde zur Umsetzung neuer Lehrformen darin, dass die Zeit neben den anderen in der Forschung und Lehre anfallenden Aufgaben fehlt. Hier möchten wir ansetzen und mit der Anschubfinanzierung durch die FIL-Projekte einen ersten Impuls geben und mit der entsprechenden Unterstützung von Seiten der Hochschuldidaktik oder von iLUB (Supportstelle für ICT-gestützte Lehre und Forschung) bestmögliche Ergebnisse erzielen. Sobald die Dozierenden das erste FIL-Projekt durchgeführt haben, verfügen sie über die Erfahrung, die nächste Lehrveranstaltung mit einem geringeren Aufwand zu gestalten.

Wie steht die Uni Bern im Vergleich zu anderen Unis da in Bezug auf innovative Lehre?
Als die genannten Massnahmen geplant wurden, sprach man an den meisten Schweizer Universitäten noch nicht gross über Bestrebungen zur Verbesserung der Lehre. Inzwischen hat man an den meisten Universitäten die Wichtigkeit und das Potential von Innovationen in der Lehre erkannt und mehr oder weniger intensiv verschiedene Massnahmen entwickelt.

Welche Signale sendet die Uni Bern durch die Förderung solcher Projekte nach aussen?
Dass sie neben der Forschung auch die Lehre fördert und sich als Lehruniversität stärkt. Denn die Lehre gehört zu den Grundaufgaben einer Universität. Die bestmögliche Ausbildung unserer Absolventinnen und Absolventen ist sehr wichtig – für diese selbst und auch für die Gesellschaft. Für die Finanzierung, die wir bekommen, wollen wir der Gesellschaft das Maximum zurückgeben.

Bis jetzt wurden 35 FIL-Projekte – hier abgebildet eine Übung im Rahmen einer Psychologievorlesung – gefördert. Damit sendet die Uni Bern das Signal nach aussen, dass neben der Forschung auch die Lehre als Grundaufgabe der Uni essentiell ist. © Universität Bern
Bis jetzt wurden 35 FIL-Projekte – hier abgebildet eine Übung im Rahmen einer Psychologievorlesung – gefördert. Damit sendet die Uni Bern das Signal nach aussen, dass neben der Forschung auch die Lehre als Grundaufgabe der Uni essentiell ist. © Universität Bern

Sind neben der FIL und FIV noch weitere Massnahmen geplant?
Ja, in naher Zukunft soll die «Anerkennung guter Leistungen in der Lehre (ALL)» eingeführt werden. Gute Leistungen in der Lehre sollen universitätsweit Anerkennung finden. Die Anerkennung soll als Anreiz für Gute Lehre dienen und die Dozierenden motivieren, die eigene Lehre weiter zu verbessern. Ausserdem wird dem Mittelbau dadurch die Möglichkeit gegeben, sich auch in der Lehre zu profilieren und bei Bewerbungen eine offizielle Bestätigung positiver Leistungen vorweisen zu können.

Wie ist das Vorgehen bei ALL?
Bewertungsgrundlage sind die standardisierten Fragebögen, die von den Studierenden im Rahmen der Lehrevaluation ausgefüllt werden. Darin berücksichtigt werden Kriterien wie die Vermittlung des Themas und Engagement der Lehrperson. Das Vizerektorat Lehre nominiert Ende Semester die Lehrenden, deren Veranstaltung die Kriterien erfüllt haben. Die Inhaberinnen und Inhaber einer solchen Anerkennung und der Veranstaltungstitel werden auf der Microsite «Gute Lehre» publiziert.

Zur Person

Etna R. Krakenberger ist in Zürich geboren und in Dalvazza (GR) aufgewachsen. Sie studierte italienische Literatur- und Sprachwissenschaft und allgemeine Sprachwissenschaft in Bern und Palermo. Nach dem Doktorat innerhalb des vom schweizerischen Nationalfonds geförderten Sinergia-Projekts «Mehrsprachigkeit und Lebensalter» hat sie den CAS in Hochschullehre an der Universität Bern absolviert. Seit 2017 arbeitet sie hauptberuflich als Wissenschaftliche Mitarbeiterin und Projektleiterin am Vizerektorat Lehre der Universität Bern.

 

Kontakt:
Dr. Etna Krakenberger
Universität Bern, Vizerektorat Lehre
Hochschulstrasse 6
3012 Bern
Telefon direkt: +41 31 631 39 52
etna.krakenberger@lehre.unibe.ch

Gute Lehre an der Uni Bern

Sämtliche Informationen zu FIL- und FIV-Projekten finden Sie auf der Website zur Guten Lehre: www.gutelehre.unibe.ch

Tag der Lehre 2018

Der 6. «Tag der Lehre» findet am 18. Februar 2018 statt zum Thema «Voller Bildschirm, leerer Hörsaal? – Präsenzlehre in Zeiten der Digitalisierung». Weitere Informationen und Anmeldung über: www.tag-der-lehre.unibe.ch

ZUR AUTORIN

Lisa Fankhauser ist innerhalb des Bereichs Corporate Communication für die interne Kommunikation zuständig.

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