Berner Teleskop CHEOPS fliegt bald ins All

Das Berner Weltraumteleskop CHEOPS wurde kürzlich in Spanien auf seine Trägerplattform montiert. Jetzt war der fertige Satellit für Tests in der Schweiz. Bundesrat Johann N. Schneider-Ammann enthüllte heute in einer feierlichen Zeremonie zwei Plaketten mit 2’748 Kinderzeichnungen auf dem Forschungssatelliten.

Von Nathalie Matter 27. August 2018

CHEOPS (CHaracterising ExOPlanets Satellite) ist ein weiterer Höhepunkt in der über 50jährigen Geschichte der Weltraumforschung der Universität Bern. Der erste Meilenstein war das Berner Sonnenwindsegel bei der Mondlandung 1969. Zahlreiche Beteiligungen an Weltraummissionen mit Hightech-Instrumenten folgten, zuletzt die Marskamera CaSSIS. Mit CHEOPS steuert die Universität Bern erstmals nicht nur ein Instrument für eine Mission bei, sondern leitet diese mit der Europäischen Weltraumagentur ESA gleich gemeinsam.

Suche nach lebensfreundlichen Planeten

CHEOPS besteht aus einem Weltraumteleskop, das von der Universität Bern entwickelt und zusammengebaut wurde, und einer Satellitenplattform, die das Teleskop tragen und dessen Betrieb im All ermöglichen wird. Das Teleskop wird beobachten, wie Planeten in anderen Sonnensystemen vor ihrem Mutterstern vorbeiziehen – und die Suche nach potenziell lebensfreundlichen Planeten unterstützen. Die Komponenten für den Satelliten wurden von   Partnerinstituten aus elf Europäischen Nationen geliefert und von Airbus und Thales Alenia Space Switzerland in Madrid zusammengebaut.

Künstlerische Darstellung von CHEOPS über der Erde. Bild: ESA
Künstlerische Darstellung von CHEOPS über der Erde. Bild: ESA

Vor drei Jahren waren Tausende von Kindern aus ganz Europa einem Aufruf des CHEOPS-Teams gefolgt: von der Planetenforschung inspiriert schickten sie Zeichnungen ein mit Weltraum-Sujets. Von allen eingegangenen Zeichnungen wurden schliesslich 2’748 zufällig ausgewählt, und diese werden Anfang 2019 mit dem Forschungssatelliten CHEOPS ins Weltall fliegen.

Eine der beiden buchdeckelgrossen Titanplaketten mit den eingravierten Kinderzeichnungen. Bild: Universität Bern / Adrian Moser
Eine der beiden buchdeckelgrossen Titanplaketten mit den eingravierten Kinderzeichnungen. Bild: Universität Bern / Adrian Moser

Feierliche Zeremonie im Beisein von Bundesrat Schneider-Ammann

Nun befand sich der komplette Satellit vor dem Start ein einziges Mal in der Schweiz, um im Reinraum der RUAG bei Zürich einer Reihe von Tests unterzogen zu werden. Aus diesem Anlass hatten das Center for Space and Habitability (CSH) der Universität Bern und das Staatssekretariat für Bildung, Forschung und Innovation SBFI zu einer feierlichen Zeremonie eingeladen. Die Kinderzeichnungen, die um den Faktor 1'000 verkleinert, auf zwei Titanplaketten eingraviert und auf dem Satelliten angebracht worden waren, wurden von Bundesrat Johann N. Schneider-Ammann enthüllt. Anwesend waren unter anderen auch ESA-Generaldirektor Johannes-Dietrich Wörner und von der Universität Bern Rektor Christian Leumann und der Principal Investigator der CHEOPS-Mission Willy Benz vom CSH.

Bundesrat Schneider-Ammann bei seinem Grusswort. Bild: Universität Bern / Adrian Moser.
Bundesrat Schneider-Ammann bei seinem Grusswort. Bild: Universität Bern / Adrian Moser.

Die junge Generation für Weltraumforschung begeistern

«Es ist mir eine besondere Freude, dass ich heute gemeinsam mit meinen Gästen die Plaketten mit 2’748 Kinderzeichnungen aus ganz Europa enthüllen darf», sagte Bundesrat Johann N. Schneider-Ammann. Er betonte, dass Initiativen zur Begeisterung von Kindern und Jugendlichen im Bereich Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft und Technik von besonderer Bedeutung für ihn seien. Er sprach mit den drei Kindern, die stellvertretend für all jene eingeladen waren, deren Zeichnung sich auf dem Satelliten befanden, und überreichte ihnen ein Geschenk.

Bundesrat Schneider-Ammann mit den Kindern, die stellvertretend für all diejenigen anwesend waren, deren Zeichnungen mit CHEOPS mitfliegen werden. Bild: Universität Bern / Adrian Moser.
Bundesrat Schneider-Ammann mit den Kindern, die stellvertretend für all diejenigen anwesend waren, deren Zeichnungen mit CHEOPS mitfliegen werden. Bild: Universität Bern / Adrian Moser.

Für Johannes Wörner, Generaldirektor der ESA, handelt es sich bei CHEOPS um ein einzigartiges Projekt, das zwar kleiner sei als andere, aber mit einer grossen Aufgabe: «Die Untersuchung der Planeten, die CHEOPS anvisieren soll, wird essenziell sein, um herauszufinden, woraus diese Planeten bestehen – und wird langfristig die Suche nach Leben ausserhalb unseres Sonnensystems unterstützen.»

Willy Benz (Mitte) erklärt Bundesrat Schneider-Ammann (links) Details des Satelliten. Rechts: Rektor Christian Leumann. Bild: Universität Bern / Adrian Moser.
Willy Benz (Mitte) erklärt Bundesrat Schneider-Ammann (links) Details des Satelliten. Rechts: Rektor Christian Leumann. Bild: Universität Bern / Adrian Moser.

«CHEOPS ist für die Universität Bern etwas ganz Besonderes», sagte Rektor Christian Leumann. «Unsere Präsenz in der Weltraumforschung bringt der Schweiz und dem Kanton Bern internationale Visibilität.» Willy Benz zeigte sich stolz über das Erreichte: «CHEOPS hat bewiesen, dass Europa innert kurzer Zeit wissenschaftliche Weltraummissionen mit kleinen Investitionen verwirklichen kann.» Die Aktion mit den Kinderzeichnungen war für ihn persönlich wichtig: «Kindern eine Gelegenheit zu bieten, ihre eigenen Zeichnungen ins Weltall zu schicken, war für uns die beste Art, ihre Neugier und ihre Fantasie anzuregen.»

Neue Technik entwickelt

Erfolgreich war auch die Zusammenarbeit der Weltraumforschenden mit dem Physiker und Dozenten Guido Bucher, der an der Berner Fachhochschule die über 2'700 Kinderzeichnungen mit dem Laser auf die zwei buchdeckelgrossen Titanplaketten eingravierte. Dabei gelang es ihm, eine neuartige Methode zu entwickeln, die jetzt dem CHEOPS-Projekt dienen und später möglicherweise in der Industrie verwendet werden kann.

Dabei musste Bucher zahlreiche Probleme meistern, etwa als sich die Platten nach dem Lasern plötzlich durchbogen. Da musste er auch mal zu doppelseitigem Teppichklebeband greifen. Auf die Frage, warum Kinderzeichnungen mit CHEOPS ins All fliegen sollen, antwortete er: «Die vielen tollen, phantasievollen und schlauen Zeichnungen, die ich auf die Titanplatten lasern durfte, belegen es: Das Projekt leistet seinen Beitrag, um Kinder an Technik und Naturwissenschaften heranzuführen und dafür zu begeistern.» Dies sei auch mit Blick auf den MINT-Fachkräftemangel von Bedeutung.

Letzte Stationen vor dem Start

CHEOPS wird bald zum technischen Hauptquartier der ESA in die Niederlande reisen, wo er weiteren Tests unterzogen wird. Der Satellit wird anschliessend zu Airbus nach Spanien zurückkehren, wo das Teleskop diesen Sommer auf die Trägerplattform des Satelliten montiert wurde, bevor er komplett in die Schweiz kam. Nach den allerletzten Tests geht es dann zum Start zum Weltraumbahnhof Kourou auf Französisch Guayana. Von dort aus soll CHEOPS im ersten Halbjahr 2019 starten.

Willy Benz mit dem fertig zusammengebauten Satelliten. Bild: Universität Bern / Adrian Moser.
Willy Benz mit dem fertig zusammengebauten Satelliten. Bild: Universität Bern / Adrian Moser.

Sobald der Satellit seine Position in der Erdumlaufbahn erreicht hat, wird CHEOPS mit den Messungen beginnen und dazu beitragen, mehr über Welten ausserhalb unseres Sonnensystems zu erfahren – von denen einige vielleicht denjenigen in den Kinderzeichnungen gleichen, die mit ins Weltall fliegen werden.

Zeichnung von Lucien (9) aus der Schweiz für die CHEOPS-Mission. Bild: Universität Bern.
Zeichnung von Lucien (9) aus der Schweiz für die CHEOPS-Mission. Bild: Universität Bern.

CHEOPS – Auf der Suche nach potenziell lebensfreundlichen Planeten

Die CHEOPS-Mission ist die erste der neu geschaffenen «S-class missions» der ESA und widmet sich der Charakterisierung von Exoplaneten-Transiten. «CHEOPS» (CHaracterising ExOPlanets Satellite) wird hochpräzise Messungen von Sternen vornehmen, und kleine Veränderungen in ihrer Helligkeit beobachten, die durch den Transit eines Planeten vor dem Stern verursacht werden. Dadurch kann die Grösse des Planeten bestimmt werden. In Verbindung mit bereits vorhandener Information über die Masse des Planeten wird es CHEOPS ermöglichen, die Dichte des Planeten zu berechnen, und daraus abzuleiten, ob dieser beispielsweise aus Gestein oder Eis besteht – oder gar eine Wasserwelt ist. Dies wird ein erster Schritt sein, um Exoplaneten – Planeten ausserhalb unseres Sonnensystems – zu charakterisieren.

CHEOPS wurde im Rahmen einer Partnerschaft zwischen der europäischen Weltraumorganisation ESA und der Schweiz entwickelt. Unter der Leitung der Universität Bern und der ESA war ein Konsortium mit mehr als hundert Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern, Ingenieurinnen und Ingenieuren aus elf europäischen Nationen während fünf Jahren am Bau des Satelliten beteiligt. Eine Sojus-Rakete wird den Forschungssatelliten zusammen mit einem grösseren italienischen Radarsatelliten auf eine Erdumlaufbahn in 700 Kilometer Höhe bringen.

Mehr Informationen: www.cheops.unibe.ch

Zur Autorin

Nathalie Matter ist Redaktorin PR/Media bei Corporate Communication.

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