Auf in den Berner Bachelor-Sommer

Die Berner Sommer sind legendär: das Gurtenfestival, baden im Marzili, feiern an der Aare – wer sollte da Dinge vermissen wie Vorlesungen und Seminarräume? Das könnte sich diesen Sommer ändern, denn die Universität Bern führt 2018 erstmals eine Summer School für Bachelor-Studierende durch. Das Thema: «Dem Klimawandel begegnen – von der Forschung zur Politik». Zu den Dozierenden gehört unter anderen der renommierte Klimaprofessor Thomas Stocker.

Von Kaspar Meuli 22. März 2018

Die Premiere im Berner Studienangebot nennt sich International Bachelor Summer School for Climate Change Research, findet vom 6. – 17. August statt und richtet sich an Studenten und Studentinnen ab dem 4. Semester. Organisiert wird das zweiwöchige Angebot vom Oeschger-Zentrum für Klimaforschung und vom World Trade Institute.

«Wir bringen hochmotivierte Studierende mit offenem Geist zusammen, die nicht nur in ihrem eigenen Fach weiterkommen wollen», erklärt Christoph Raible, einer der Organisatoren, «sondern auch an interdisziplinärer Zusammenarbeitet interessiert sind.» Denn es sei, so der Professor für Klimadynamik, mittlerweile auf wissenschaftlicher, wie auf politischer Ebene unbestritten, dass die gewaltige Herausforderungen, vor die uns der Klimawandel stelle, nur mit einem interdisziplinären Ansatz zu meistern seien. Die Berner Klimasommerschule richtet sich deshalb nicht nur an Studierende der Natur-, sondern auch Sozial-, Wirtschafts- und Rechtswissenschaften.

Verhandeln üben an der simulierten Klimakonferenz

Klimaprofessor Thomas Stocker, hier an der Plenarversammlung der IPCC Arbeitsgruppe I 2013 in Stockholm, nimmt als Referent an der Bachelor Summer School teil. © Johannes Frandsen / IPCC
Klimaprofessor Thomas Stocker, hier an der Plenarversammlung der IPCC Arbeitsgruppe I 2013 in Stockholm, nimmt als Referent an der Bachelor Summer School teil. © Johannes Frandsen / IPCC

Das Programm des Berner Bachelor-Sommers ist attraktiv. Während zweier Wochen stehen Vorträge von renommierten Berner Klimaforschern wie Thomas Stocker auf dem Programm. Wissen und Fähigkeiten werden aber auch in Workshops und kleinen Gruppen vermittelt, und die Teilnehmerinnen und Teilnehmer halten in Form einer Verhandlungssimulation ihre eigene Klimakonferenz ab. Dazu kommt eine Exkursion in die Hochalpine Forschungsstation Jungfraujoch. Unterrichtssprache ist Englisch, denn mit ihrem neuen Angebot richtet sich die Universität Bern explizit an ein internationales Publikum.

«Die Bachelor Summer School ist Teil unserer Bestrebungen zur Internationalisierung der Universität Bern», sagt der Vizerektor Entwicklung Achim Conzelmann. Studierende aus dem Ausland, so die Überlegung, sollen die Universität Bern auf Bachelorstufe kennen und schätzen lernen und dann im Verlauf ihrer späteren akademischen Karriere wieder an den Ort zurückkehren, wo sie eine tolle Zeit verbracht haben. «Wir verstehen diese Sommerschule nicht zuletzt als Möglichkeit zur akademischen Talentsuche», erklärt Achim Conzelmann, «eine Chance, überdurchschnittlich kluge und ambitionierte Studierende nach Bern zu holen, die dann ein paar Jahre später vielleicht auch hier promovieren.»

Das sommerliche Studienangebot richtet sich aber durchaus auch an Einheimische. Denn neben Klimawissen aus unterschiedlichen Perspektiven und interdisziplinären Erfahrungen verspricht die Summer School auch Hilfe dabei, sich für ein Masterstudium zu entscheiden. Und im Kontakt mit den ausländischen Teilnehmenden lassen sich wertvolle internationale Kontakte knüpfen. Kommt dazu, dass sich die Veranstaltung mit 6 ECTS-Punkten ans reguläre Studium anrechnen lässt.

Sommer Schools sind international gefragt

Sommerschulen auf Bachelorstufe waren in der Schweiz bisher eher Mangelware. Besonders in den angelsächsischen Ländern aber haben sie Tradition, und auch anderswo ist das Interesse danach in den vergangenen Jahren stark gewachsen. «Viele Studierende versuchen ihr CV über kürzere Mobilitätsangebote wie eine Summer School zu internationalisieren, weil sie sich ein ganzes Semester im Ausland nicht leisten können», weiss Lenka Fehrenbach vom Internationalen Büro der Universität Bern.

Sehr erfolgreich als Veranstalterin von Sommerschulen positioniert hat sich etwa die Universität Utrecht in den Niederlanden. Gestartet wurde das Programm 1987 mit gerade mal einem Kurs. Inzwischen werden Sommer für Sommer über 200 unterschiedliche Sommerschulen veranstaltet – ein Grossteil davon auf Bachelorstufe. 2016 zählte Utrecht über 3'500 Sommerstudierende aus 120 verschiedenen Ländern.

In Bern ist die Bachelor Summer School fürs erste ein Pilotversuch. Man wolle die «Tragfähigkeit dieses Konstrukts prüfen», so Vizerektor Conzelmann. Es könnte aber durchaus erstrebenswert sein, «einen Brand Summer School Bern» aufzubauen. Voraussetzung allerdings sei, dass sich neben dem Oeschger-Zentrum und dem World Trade Institute auch Veranstalter aus anderen Fachrichtungen für diese Idee begeistern liessen.

Gerade weil die Universität Bern mit der International Bachelor Summer School for Climate Change Research Neuland betritt, können sich die Teilnehmerinnen und Teilnehmer auf eine mit viel Engagement konzipierte Veranstaltung freuen. Dazu gehört auch ein kleines aber feines Rahmenprogramm. Und dann ist ja da noch der Berner Sommer. Während der Summer School wartet er, wie bestellt, mit dem Strassenmusikfestival Buskers auf. Bern von seiner schönsten Seite also.

DIE INTERNATIONAL BACHELOR SUMMER SCHOOL FOR CLIMATE CHANGE RESEARCH

Das Oeschger-Zentrum für Klimaforschung (OCCR) und das World Trade Institute (WTI) organisieren unter dem Titel «Confronting Climate Change – from Science to Policy» gemeinsam eine Summer School. Sie zielt darauf ab, hochmotivierte, offene Bachelorstudierende zusammenzubringen, die sich für Klimawandelforschung interessieren. Die Bachelor Summer School richtet sich an Studenten und Studentinnen der Natur-, Sozial-, Wirtschafts- und Rechtswissenschaften ab dem 4. Semester. Sie findet vom 6. bis 17. August in Bern, Schweiz statt. Kurssprache ist Englisch. Anmeldeschluss ist der 18. Mai 2018.

DAS OESCHGER-ZENTRUM FÜR KLIMAFORSCHUNG (OCCR)

Das Oeschger-Zentrum ist das Kompetenzzentrum der Universität Bern für Klimaforschung. Es wurde im Sommer 2007 gegründet und trägt den Namen von Hans Oeschger (1927-1998), einem Pionier der modernen Klimaforschung, der in Bern tätig war. Das Oeschger-Zentrum bringt Forscherinnen und Forscher aus neun Instituten und vier Fakultäten zusammen und forscht disziplinär und interdisziplinär an vorderster Front. Erst die Zusammenarbeit von Natur-, Human-, Sozial-, Wirtschafts- und Rechtswissenschaften kann Wege aufzeigen, wie sich dem globalen Klimawandel auf unterschiedlichsten Ebenen begegnen lässt: regional verankert und global vernetzt.

DAS WORLD TRADE INSTITUTE (WTI)

Das World Trade Institute (WTI) ist als interdisziplinäres Zentrum der Universität Bern eines der weltweit führenden akademischen Institute, die sich mit der Regulierung des internationalen Handels befassen. Es verbindet rechtliche, ökonomische und politikwissenschaftliche Aspekte der internationalen Handelsregulierung in Forschung, Lehre, Beratung und technischer Kooperation. Das WTI wurde im Jahr 1999 gegründet, um eine Lücke in der universitären Ausbildung in Zusammenhang mit der Regulierung des Welthandels zu schliessen. Von 2005 bis 2017 war das WTI die Heiminstitution des Nationalen Forschungsschwerpunktes «Trade Regulation» des Schweizerischen Nationalfonds.

ZUM AUTOR

Kaspar Meuli ist Journalist und PR-Berater. Er ist verantwortlich für die Kommunikation des Oeschger-Zentrums für Klimaforschung.

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