Wie sieht die konkrete Zusammenarbeit zwischen Studierenden und Vertreterinnen und Vertretern der Industrie aus?
Wir arbeiten im Rahmen des Studiengangs mit vielen Industriepartnern zusammen: Zu nennen wären hier zum Beispiel die Asulab S.A., das Forschungs- und Entwicklungslabor der Swatch Group, die MPS Micro Precision Systems AG oder der Blechbearbeitungs-Spezialist Bystronic. Die Liste liesse sich noch lange fortsetzen. Die Projekte, welche die Studierenden im Lab bearbeiten, werden in Zusammenarbeit mit der Industrie definiert und auch realisiert. Es sind somit Fragestellungen, die auch in der Industrie eins zu eins so vorkommen. Die Studierenden können ihre Ideen also ins Produkt bringen, statt sie in der Schublade verschwinden zu lassen.
Welche Bachelorstudierende wollen Sie mit dem Studiengang ansprechen?
Wir suchen Bachelorstudierende, die neugierig, innovativ und kreativ sind. Zugelassen werden nationale und internationale Studierende, die zum Beispiel einen Abschluss in Physik, Chemie oder Chemie-Ingenieurwissenschaften haben. Auch Bachelorabschlüsse in Mikrotechnik, Maschinentechnik, Elektrotechnik, Umwelttechnik, Fahrzeugtechnik et cetera werden akzeptiert – es ist eine sehr breite Palette. Wir sind national orientiert, wollen aber auch eine internationale Ausstrahlung haben. Der Studiengang hat eine grosse Klasse und Einzigartigkeit – das kann keine isolierte Insellösung sein. Wir streben auch internationale Zusammenarbeiten an mit den besten Universitäten in dem Bereich.
Die Universität Bern und die Berner Fachhochschule BFH bieten den neuen Studiengang gemeinsam an. Wie funktioniert die Aufteilung zwischen den Hochschulen?
Es gibt keine formelle Aufteilung, die Dozierenden der Universität und der Fachhochschule arbeiten zusammen. Es ist eine Partnerschaft auf Augenhöhe. Die Zusammenarbeit funktioniert sehr ähnlich wie schon beim Master in Biomedical Engineering, den ja die Universität und die BFH bereits seit 2006 erfolgreich gemeinsam anbieten. Die Kooperation wird natürlich auch politisch unterstützt. Schliesslich sollen sich die Berner Hochschulen gegenseitig ergänzen und genau das setzen wir in die Realität um. Eine wichtige Komponente dabei ist: Man kennt sich, und zwar auf persönlicher und fachlicher Ebene. Forschende der Universität Bern und der Berner Fachhochschule arbeiten schon lange in Projekten sehr eng und erfolgreich zusammen, das ist schon einzigartig.
Erhalten die Studierenden ein Uni- oder ein Fachhochschul-Diplom?
Das Diplom wird von beiden Hochschulen unterzeichnet, es ist aber ein Universitäts-Abschluss. Dieser berechtigt auch zum Doktorat, das ist wichtig.
Auf dem Arbeitsmarkt dürften die Aussichten für die Absolvierenden rosig sein. Das Ingenieurwesen belegt beim Ranking der Berufsgruppen mit dem grössten Fachkräftemangel in der Schweiz seit Jahren den Spitzenplatz ...
Ja, das ist richtig. Diese Situation war von Anfang an Motivation dafür, den Studiengang überhaupt ins Leben zu rufen. Es gibt einen grossen Bedarf an Fachkräften, sowohl aus Sicht der Forschung als auch der Industrie, sprich in Herstellung und Produktion. Gerade dafür behandeln wir im Studiengang neue Technologien wie zum Beispiel kollaborative Robotik, die sich mit der Zusammenarbeit Mensch-Maschine befasst. Unsere Studierenden sollen ihren Innovationsgeist ausleben können. Das können sie in einem Industrie-Unternehmen machen oder aber auch zum Beispiel über die Gründung eines Spin-offs. Dafür arbeiten wir auch sehr eng mit dem Innovation Office der Universität Bern zusammen.
Bald stehen an der Universität Bern die Masterinformationstage an. Was erwartet dort die Studierenden, die sich für den Master in Precision Engineering interessieren?
Nun, wir werden natürlich vor allem Informationen zu den Studieninhalten und zum Anmeldeprozedere bereitstellen. Aber es gibt auch eine Führung in einem unserer Labore und da werden wir ein Beispiel eines typischen Precision Engineering Projekts zeigen.
19. September 2022: Erster Tag der Herbstsemesters. Worauf freuen Sie sich am meisten?
Auf die Studierenden! Es macht mir die allergrösste Freude, gemeinsam Grundlagen zu erarbeiten und dann dabei zu sein, wenn die Studierenden das Lab entdecken, neue Ideen entstehen und in Zusammenarbeit Neues entwickeln.