Mit Sang und Klang
Das Berner Uni Orchester gastiert in den nächsten Tagen in Spiez, Zürich und Bern. Auf dem Programm stehen Werke von Brahms, Rheinberger, Offenbach und Milhaud. Mit der Konzertreihe wagen sich die Studierenden auf Neuland: Sie haben sich mit den Berner Singstudenten zusammengetan.
Das Uni Orchester Bern bei der Probe auf dem von Roll Areal ... (Bild: Sabine Olff)
Mit der Akademischen Festouvertüre von Johannes Brahms eröffnet das Uni Orchester Bern in diesem Semester ihr Konzertprogramm. Das Werk ist für den akademischen Nachwuchs wie geschaffen: Brahms hat es 1880 komponiert, um sich bei der Universität Breslau für die Verleihung des Ehrendoktorats zu bedanken. In der Komposition hat er gleich vier Studentenlieder verarbeitet. Den feierlichen Abschluss bildet das «Gaudeamus igitur». Noch heute wird das Lied am «Dies academicus» gesungen. Gesang steht auch bei der Konzertreihe des Berner Uni Orchesters auf dem Programm: Die jungen Musiker haben sich mit den Berner Singstudenten zusammengetan und betreten damit Neuland. Zwar bleiben die Singstudenten bei Brahms noch stumm, aber bereits bei Josef Gabriel Rheinbergers Ballade «Das Tal des Espigno» op. 50 setzen sie mit ihren kräftigen Stimmen ein. Nach zwei Orchesterwerken von Jacques Offenbach und Davius Milhaud stehen verschiedene Lieder für Chor und Orchester auf der Agenda.
... und letztes Jahr bei der Konzert-Vorprobe im Berner Kultur-Casino.
Die Werke von Brahms und Milhaud («Le boeuf sur le toit») sind Stephan Liechtis Favoriten im aktuellen Konzertprogramm. Der ehemalige BWL-Student und Musikliebhaber Liechti spielt seit Oktober 2004 Mäuschen: Er ist regelmässig als Gasthörer bei den Proben des Uni Orchesters dabei. Warum? «Um Musik wirklich zu begreifen», wie er sagt. Und wie findet er das Orchester? Liechti holt aus: Vor einem Jahr war er im Berner Kultur-Casino. Das Uni-Orchester spielte Ravels Bolero. Trotz weniger Entgleisungen war er erstaunt, dass ein Amateurorchester dieses schwierige Werk so gut spielen kann.
Der Enthusiasmus ist da
Das Amateurensemble besteht aus maximal 70 Leuten. Knapp 80 Prozent davon studieren an der Universität Bern. Das Niveau der Musiker sei zwar heterogen, so Liechti, der Enthusiasmus aber nahezu einheitlich vorhanden. Und der Mann, der am Dirigentenpult steht, schaffe es immer wieder einzelne Ausreisser aufzufangen. Der Mann heisst Martin Studer-Müller. Er dirigiert neben dem Berner Uni Orchester die Schweizer Philharmonie und das Neue Zürcher Orchester. Liechti lobt seine Didaktik: Studer-Müller arbeite viel mit Bildern. «Stellt Euch vor, dass gerade die Ratten aus den Löchern kommen», fordert er die Studierenden etwa bei einer Passage in Milhauds Werk auf. Da weiss jeder, wie er spielen muss.