Bereit für Bologna

Ab dem kommenden Wintersemester werden mit Ausnahme der Medizin alle Studiengänge an der Universität Bern auf «Bologna» umgestellt sein. Künftige Studierende können sich auf einer neuen Webseite umfassend informieren.

Von Nathalie Matter 03. Mai 2005

Die Universität Bern wird zum 1. September 2005 alle Studiengänge gemäss der Bologna-Reform umgewandelt haben. Eine Ausnahme machen die medizinischen Fächer. Sie unterliegen eidgenössischen Vorgaben. Die Vorteile von «Bologna» auf einen Blick: Die Studierenden sind mobiler, Titel und Abschlüsse sind europaweit vergleichbar, das Studium kann bereits nach drei Jahren mit einem akademischen Titel (Bachelor) abgeschlossen und das Fach danach gewechselt werden. Zudem werden die Studienanforderungen durch das europäische Kreditpunktesystem (ECTS) transparenter.


Um auf die Umstellung der Studiengänge gemäss «Bologna» aufmerksam zu machen, hat die Uni Bern Postkarten an Maturitätsschulen und Gymnasien verschickt.

In Bern sind die Studiengänge modular aufgebaut. Studierende können als Ergänzung zum Majorstudiengang (Hauptfach) zusätzliche Fächer als Minor (Neben- bzw. Ergänzungsfächer) belegen. «Dies ermöglicht eine individuelle Ausgestaltung der Studiengänge und erhöht die Chancen auf dem Arbeitsmarkt», hielt Vizerektor Gunter Stephan an einer Medienkonferenz am Dienstag fest. Über die Berner Bologna-Studiengänge informiert eine neue Website (s. weiterführende Links).

Attraktives Tutorienprogramm

An der Medienkonferenz wurden auch einige Berner Spezialitäten, die mit der Umstellung auf Bologna einhergehen, präsentiert: so wird sich an der Philosophisch-historischen Fakultät die individuelle Betreuung dank eines Tutoriensystems nach angelsächsischem Vorbild massiv verbessern. Pro Semester werden 70 fortgeschrittene Studierende fakultätsweit als Tutorinnen und Tutoren fungieren. «Auf Grund ihrer sorgfältigen Planung kann die Universität Bern als einzige Schweizer Universität dieses attraktive Tutorienprogramm anbieten», betonte Reinhard Schulze Dekan der Philosophisch-historischen Fakultät. Auch in der Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Fakultät wird die Betreuung durch eine substanzielle Aufstockung des Lehrkörpers und einen Ausbau aller drei Departemente verbessert.

Forschungsnahe interdisziplinäre Masterprogramme

In den Naturwissenschaften wird versucht, der oft kritisierten Verschulung und Standardisierung des Studiums nach Bologna-Vorgaben entgegenzuwirken: Wo immer möglich gibt es forschungsnahe interdisziplinäre Masterprogramme, etwa zwischen der medizinischen, der naturwissenschaftlichen und der Vetsuisse-Fakultät. «Wir versuchen die Möglichkeiten des neuen Bildungssystems zu nutzen, indem wir die Qualität der universitären Bildung erhalten, aber auch neue Angebote schaffen und insbesondere die forschungsnahe Ausbildung stärken», erklärte Paul Messerli, Dekan der Philosphisch-naturwissenschaftlichen Fakultät.

Exklusiv in Bern: «Interreligiöse Studien»

Ein neues Angebot gibt es auch an der Theologischen Fakultät: als einzige theologische Fakultät der Schweiz bietet sie zusammen mit der Islamwissenschaft und der Religionswissenschaft den Studiengang «Interreligiöse Studien» an. Der Studiengang trägt den in immer mehr Berufsfeldern geforderten Kompetenzen zu interreligiöser Reflexion und Kommunikation Rechnung. In den Rechtswissenschaften hat man künftig die Wahl zwischen einem Masterstudium mit oder ohne Schwerpunktszertifikat, was entweder eine fachliche Konzentration oder eine völlig freie Fächerwahl bedeutet. Schliesslich wird ab dem 1. September die neu gegründete Philosophisch-humanwissenschaftliche Fakultät ihre Arbeit aufnehmen, an der die Studiengänge Pyschologie, Erziehungswissenschaften, Sport und Sportwissenschaft angesiedelt sind.