Schwarze Schoggi schützt vor Stress

Der Konsum schwarzer Schokolade senkt das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen, aber die zugrunde liegenden Mechanismen sind erst teilweise erforscht. Berner und Zürcher Forschende konnten nun zeigen, dass die Nebennieren in Reaktion auf akuten Stress weniger Stresshormone freisetzen, wenn man zuvor eine halbe Tafel schwarzer Schokolade mit hohem Kakaoanteil konsumiert hat.

Von Sandra Flückiger 07. April 2014

Herz-Kreislauf-Erkrankungen sind die häufigste Todesursache in Industrieländern. Ein wichtiger Risikofaktor dafür ist psychosozialer Stress – insbesondere kurze Episoden von heftigem Stress können durch biologische Veränderungen einen akuten Herzinfarkt auslösen. «Der Konsum schwarzer Schokolade schützt vor dem Tod durch kardiovaskuläre Erkrankungen. Verantwortlich sind bestimmte Kakaobestandteile, die Kakao-Flavonoide», erklärt Petra Wirtz, Professorin für Biologische Psychologie und Gesundheitspsychologie an der Universität Bern.

Obwohl positive Effekte von Kakao-Flavonoiden auf klassische kardiovaskuläre Risikofaktoren wie Blutdruck oder Blutfette bereits nachgewiesen werden konnten, «gibt es jedoch immer noch viele offene Fragen zu den zugrunde liegenden Mechanismen», so Wirtz. Mit Forschenden des Berner Inselspitals und der Universität Zürich hat sie erstmals beim Menschen untersucht, ob der Konsum schwarzer Schokolade vor körperlichen Stressreaktionen schützt.

Schwarze Schokolade
Wer vor einer Stresssituation, etwa einem öffentlichen Auftritt, eine halbe Tafel schwarzer Schokolade isst, senkt den Stresspegel des Körpers. Bild: Wikimedia Commons

Stress durch Vorstellungsgespräch

In einer Placebo-kontrollierten Studie erhielt eine Hälfte der gesunden männlichen Versuchsteilnehmer im Alter zwischen 20 und 50 Jahren eine halbe Tafel schwarzer Schokolade mit hohem Flavonoid-Gehalt, während die andere Hälfte eine optisch vergleichbare Placebo-Schokolade ohne Flavonoide erhielt. «Es handelte sich dabei um eine ursprünglich weisse Schokolade, die dunkel eingefärbt und mit Geschmacksstoffen versehen wurde, so dass sie in Aussehen und Geschmack schwarzer Schokolade glich», erklärt Wirtz.

Nach zwei Stunden wurden die Versuchsteilnehmer mit einem standardisierten 10-minütigen psychosozialen Stresstest konfrontiert. Dieser bestand aus einem fingierten Vorstellungsgespräch mit freier Rede und Kopfrechnen vor zwei Prüfenden in weissem Kittel. «Dieser Stresstest löst zuverlässig eine akute körperliche Stressreaktion aus, die mit einer Ausschüttung von Stresshormonen verbunden ist», so die SNF-Förderungsprofessorin.

Weniger Cortisol und Adrenalin ausgeschüttet

In der Studie wurden Stresshormone gemessen, die einerseits von der Nebenniere und andererseits vorwiegend in zentralen Teilen des Körpers wie dem Gehirn freigesetzt werden. Alle Stresshormone wurden vor und bis zu einer Stunde nach dem Stresstest wiederholt gemessen. Ausserdem wurde der Flavonoid-Spiegel im Blut bestimmt, und die Probanden schätzten den empfundenen Stress anhand eines Fragebogens ein.

Porträt von Petra Wirtz
Gesundheitspsychologin Petra Wirtz erhofft sich von Erkenntnissen neue Ansatzpunkte für die Prävention von Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Bild: Susi Bürki, Inselspital

Das wichtigste Resultat: Wer schwarze Schokolade gegessen hatte, zeigte im Vergleich zur Placebo-Gruppe niedrigere Anstiege der Nebennieren-Stresshormone Cortisol und Adrenalin. «Die Stressreaktivität dieser Hormone fiel dabei umso niedriger aus, je höher die Flavonoid-Spiegel im Blut der Probanden waren», sagt Wirtz. Bei den vorwiegend zentral ausgeschütteten Stresshormonen und der psychologischen Stressbewertung hätten sich hingegen keine Unterschiede zwischen den Untersuchungsgruppen gezeigt. «Wir vermuten, dass schwarze Schokolade durch die darin enthaltenen Flavonoide auf Ebene der Nebennieren vor der körperlichen Reaktion auf Stress schützt, indem sie die Freisetzung von Stresshormonen reduziert», so Wirtz.

Die Forschenden erhoffen sich von diesen Erkenntnissen ein besseres Verständnis der schützenden Effekte von Kakao-Flavonoiden auf das Herzkreislaufsystem, sowie neue Ansatzpunkte für die Prävention von Herz-Kreislauf-Erkrankungen bei Personen mit erhöhtem Risiko und bei Gesunden.

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